bayrische Zahnarztpraxis 1946

Zahnarztpraxis 1946



vorgestellt in der Illustrierte 'Heute', Ausgabe 15. Mai 1948

Folgender Text steht unter dem Bild:

Als der erste Assisten der Universitätszahnklinik in Prag von den Tschechen ausgewiesen wird, darf er zur 'Sicherung seiner Existenz' mitnehmen: 1 Spachtel, ! Sonde, 1 Pinzette, 1 Spritze. Sein Bastlersinn überlistet die Kontrolle: Im doppelten Boden eines Koffers gehen die restlichen Klein-Instrumente mit. Im August 1946 kommt er in Bayern an. Zwei Monate später ist die technische Einrichtung komplett.

Hier ist sie:
Bohrmaschine - am Mulittragegestell;
Mundspülbecken - Scheinwerfer und Auspuffrohr eines Lastautos;
Schwenkarm - Lafette eines Maschinengewehrs, daran die Glasplatte auf Zeltstäben;
Ablagekästchen - Wabenformen eines Bienenstocks;
Oberlichtstange - Panzerfausrohr;
Schaltbrett - umgebaute Flugzeugschalter;
Fußkontakt - Schießplatztafeln.

Stück für Stück in den Wädern am Karwendel zusammengetragen. Die Mundlampe - nein, die hat er kaufen können, als einziges. Alles andere hat er selbst gebaut. Auch die Notkraftquelle, um bei Stromsperren auch eigenen Schwachstrom umzuschalten. Eine Spezialfabrik könnte kaum eine bessere Apparatur liefern. Seine Frau, ebenfalls Zahnäztin, steht mit ihm in der Praxis. Er zeigt gern, was er sich geschaffen hat. Unter einer Bedingung: er will nicht genannt sein.

© horst decker