Die Nutzung von Koppelschlössern von NS-Organisationen und der Wehrmacht nach dem 2. Weltkrieg


Ausgerechnet die Abänderungen, denen man heute noch wohl am häufigsten begegnet, werden kaum als Konversion wahrgenommen, nähmlich die vielen Koppelschlösser der Wehrmacht und nahezu aller NS-Organisationen, bei denen die Hakenkreuze oder die kompletten Embleme entfernt wurden.
Viele Sammler sprechen hier schlicht und unter Verkennung des historischen Bezugs von 'kaputten Koppelschlössern', von Koppelschlössern, die in der Nachkriegßeit von Personen, die das Hakenkreuz verachteten zerstört wurden.
Die Ursache für das Vorhandensein von entnazifiezierten Koppelschlössern ist allerdings Teil der Nachkriegsgeschichte und ihrer politischen Situation.

Als der Krieg am 8. Mai 1945 beendet war, waren bereits drei Jahre lang nur im absolut notwendigen Maße Kleidungsstücke für die Zivilbevölkerung gefertigt worden. Zivile Kleidung überwiegend für Frauen. Die Kinder und Männer waren in hohem Maße mit militärischen, paramilitärischen und NS-Uniformen ausgestattet, von denen erwartet wurde, dass sie auch täglich in der Öffentlichkeit getragen wurden. Die Hosen waren hierbei vom Schnitt so ausgelegt, dass sie mit einem Gürtel entsprechend der militärischen Norm getragen werden mussten.
Diese Gürtel waren auch vorhanden. Allerdings befanden sich auf den zugehörigen Gürtelschließen, den Koppelschlossen, die Embleme der jeweiligen NS-Organisation, zu deren Uniform das Koppel gehörte. Das bedeutet, die Koppelschlösser waren allesamt mit Hakenkreuzen versehen. Andere Gürtel waren nicht beschaffbar, da die Wehrmacht bereits vor Kriegsende alle Ledervorräte verbraucht hatte und selbst bereits auf Ersatzstoffe ausgewichen war. So wurde gegen Kriegsende für die Luftwaffe ein lederloses Koppelmodell eingeführt, das aus blau eingefärbter und geflochtener Kunstfaser bestand und Lederbesatzteile an Austrüstungsteilen wurden allgemein durch grobes Leinen ersetzt.
Da man in der Nachkriegßeit mangels anderer Kleidung nicht auf Uniformshosen verzichten konnte, mussten auch die zugehörigen Gürtel mit übernommen werden.

Im Rahmen der unmittelbar mit der Besetzung Deutschlands einsetzenden 'Entnazifizierung' wurden zwar die Hakenkreuze umgehend als amtlichen Dokumenten, Siegeln und Formularen entfernt oder überstempelt, aber erst ab 30.August 1945 wurde durcrh den 'Alliierten Befehl Nr.1' ein allgemeines Verbot des Tragens militärischer Kleidung verfügt, das auch für alle Abzeichen des 3. Reiches galt.

Befehl Nr. 1

Uniformsverbot für ehemalige Wehrmachtsangehörige
'Ehemaligen Angehörigen der deutschen Wehrmacht und anderen deutschen Zivilpersonen ist es verboten, militärische Uniformen in der jetzigen Farbe, sowie irgendwelche militärischen Rangabzeichen, Orden oder andere Abzeichen zu tragen.
Die Oberbefehlshaber der verschiedenen Besatzungßonen werden für die Durchführung dieses Befehls sobald wie möglich, und keinesfalls später als 1. Dezember 1945 Sorge tragen.'

Zeitgleich wurde das Gesetz Nr. 7 erlassen, das die bereits in der Praxis erfolgte Entfernung aller NS-Siegel in Behörden und Notariaten erzwang. Ein Verstoß gegen diesen Befehl machte das Dokument rechtsunwirksam und der die Amtshandlung Durchführende machte sich zugleich strafbar, wobei entsprechend des Gewichts der Amtshandlung alle Strafen bis auf die Todesstrafe vorgesehen waren.

Verordnung Nr.4

Die Verordnung Nr. 4 bestimmte die Ausführung des Befehls Nr.1 und verfügte:

Ab 17. September 1945 durften weder ehemalige Wehrmachtssoldaten noch andere Personen irgendwelche militärische Außeichnungen, Medaillen, Abzeichen und Dienstgradabzeichen am Körper oder an Kleidungsstücken tragen und auch nicht zeigen.
Ab 1. Dezember 1945 galt dieses Verbot auch für unabgeänderte und nicht gefärbte Kleidungsstücke. Weiterverwendete Bekleidung durfte weder in der ehemals dienstlich vorgeschriebenen Farbe noch in dessen Schnitt getragen werden. Insbesondere war es verboten ehemalige Uniformen blau oder oliv zu belassen oder so zu färben. Der Schnitt musste so geändert werden, dass das Bekleidungsstück nicht mehr ohne weiteres als Uniform erkennbar war. Militärische Kopfbedeckungen durften auf keinen Fall - auch nicht umgefärbt - getragen werden.

Ab 1. Dezember 1945 galt für die deutsche Bevölkerung folgendes Verbot des Alliierten Gesetz Nr.8 Artikel IV :

Artikel IV

'Das Tragen seitens deutscher Staatsangehöriger von Militär- oder Nazi-Uniformen, Abzeichen, Fahnen, Banner oder Standarten oder militärischer oder ziviler Orden und Ehrenzeichen sowie der Gebrauch characteristischer Nazi- oder militärischer Gruß- und Begrüßungsformen sind verboten ...'

konvertierte Koppelschl&0uml;sser der Wehrmacht



Wehrmachts Koppelschloss (Heer) mit am Schleifstein entferntem Hakenkreuz, wahrscheinlich Nachkriegßeit

Wehrmachtskoppelschloss mit ausgeschliffenem Hakenkreuz VorderseiteWehrmachtskoppelschloss mit ausgeschliffenem Hakenkreuz Rückseite


per Hand ausgeschliffenes Hakenkreuz - anschließend poliert, Kriegsgefangenenarbeit oder Nachkriegßeit

Wehrmachtskoppel mit Schloss Afrikakorps mit ausgeschliffenem Hakenkreuz  Vorderseite


olives Web-Koppel des deutschen Afrikakorps, mit Stahlschloss mit grob ausgeschliffenem Emblem und Schriftzug, Schloss rückseitig noch erkennbar, datiert 1941Schlosslasche datiert 1942,.

Wehrmachtskoppelschloss Afrikakorps mit ausgeschliffenem Hakenkreuz  VorderseiteWehrmachtskoppelschloss Afrikakorps mit ausgeschliffenem Hakenkreuz Rückseite


sauber per Hand ausgeschliffenes Hakenkreuz aus einem Stahl-Koppelschloss des Deutschen Afrikakorps, möglicherweise Kriegsgefangenenarbeit. Schloss datiert 1941, dem Beginn des Afrika-Feldzuges. Am 13. Mai 1943 kapitulierte das DAK. Viele der rund 250.000 Soldaten kamen in Gefangenenlager innerhalb der USA, in denen gut organisierte Werkstätte vorhanden waren. Womöglich wurde die Hakenkreuzentfernung in einem solchen Lager vorgenommen.

Wehrmachtskoppelschloss aus russischem Kriegsgefangenen Lager VorderseiteWehrmachtskoppelschloss aus russischem Kriegsgefangenen Lager Rückseite


notdürftig mit unzureichendem Werkzeug oder Stein zerschlagenes Emblem, grob glatt geschliffen, was für eine Arbeit in einem russischen Kriegsgefangenenlager spricht. Auch dieses Aluminium-Koppelschloss ist an Farbresten als Koppelschloss des Afrika-Korps einzustufen. Allerdings ist das eine reine 'Sammler-Eingruppierung'. In der Realität wurden mangels grüner Farbpigmente 'Afrika-Farben' bis Kriegsende auch im Balkan und südlichen Russland verwendet. Die Ausführung des Schlosses aus Aluminium lässt eher letzteres vermuten.

Wehrmachtskoppelschloss aus russischem Kriegsgefangenen Lager - Bodenfund - VorderseiteWehrmachtskoppelschloss aus russischem Kriegsgefangenen Lager - Bodenfund - Rückseite


Aluminium-Koppelschloss der Wehrmacht, mit Schwei&ßlig;brenner verlaufen lassendes Emblem, Vorderseite zudem grob überschliffen, Bodenfund, wahrscheinlich aus russischem Kriegsgefangenenlager.

Luftwaffenkoppelschloss datiert 1937 - Emblem grob ausgefeilt,  Kriegsgefangenschaft oder Nachkriegßeit  - Bodenfund - VorderseiteWehrmachtskoppelschloss aus russischem Kriegsgefangenen Lager - Bodenfund - Rückseite


Aluminium-Koppelschloss der Luftwaffe der Wehrmacht, datiert 1937, Emblem grob ausgefeilt, Nachkriegßeit oder Kriegsgefangenschaft.

Koppelschlösser der HJ

Koppelschloss der HJ -StahlausführungKoppelschloss der HJ - Aluminiumausführung


Original Koppelschlösser der HJ - links Stahlausführung, rechts Aluminiumausführung

HJ Koppelschloss - Emblem und Devise grob ausgehämmert und verschliffen - VorderseiteHJ Koppelschloss - Rückseite


Aluminium-Koppelschloss der Hitler Jugend, Emblem grob ausgefeilt, Nachkriegßeit .

HJ Koppelschloss Jungvolk


Messing Koppelschloss des Deutschen Jungvolkes in Original-Ausführung

HJ Koppelschloss Jungvolk- Emblem und Devise grob verschliffen - VorderseiteHJ Jungvolk Koppelschloss - Rückseite


Messing Koppelschloss des Deutschen Jungvolkes, der Nachwuchsorganisation der Hitler-Jugend, Emblem platt gehämmert und verschliffen

Koppelschlösser der Polizei

Koppelschloss der Polizei 3. Reich - VorderseiteKoppelschloss der Polizei 3. Reich Rü.ckseite


entnazifiziertes Koppelschloss der Polizei, Hakenkkreuz von hinten verhämmert und anschlie&ßlig;end vorn verschliffen

Die Polizei war in der Nachkriegßeit teilweise mit NS-Koppelschlössern ausgestattet, bei denen das Hakenkreuzemblem rund ausgestanzt war. Das Koppelschloss hatte also in der Mitte ein gro&ßlig;es, rundes Loch.

Koppelschloss der deutschen Luftschutz Organisation

Koppelschloss des Reichs-Luftschutz Bundes - VorderseiteKoppelschloss der Reichs-Luftschutzbundes Rü.ckseite


entnazifiziertes Koppelschloss des Reichs-Luftschutz Bundes, Hakenkreuz am Schleifstein ausgeschliffen

Koppelschloss der deutschen Postschutzes

Koppelschloss des Reichs-Postschutz - VorderseiteKoppelschloss der Reichs-Postschutz Rü.ckseite


entnazifiziertes Koppelschloss des Reichs-Postschutz, Emblem platt gedrückt und abgefeilt

Koppelschloss der SA

Koppelschloss der SA entnazifiziert - VorderseiteKoppelschloss der SA entnazifiziert Rü.ckseite


Standardmäßige SA Koppelschlösser waren aus Messing und hatten das Emblem aufgelötet, die Entnazifizierung war daher problemlos, man lötete das Emblem ab. Das konnte jede Hausfrau. Man legte das Koppelschloss schicht auf die Herdplatte eines Ofens oder Küchenherdes und hob das Emblem ab, sobald das Lötzinn flüssig wurde.

Koppelschloss des RAD - Reichs-Arbeitsdienst

Koppelschloss der RAD entnazifiziert - VorderseiteKoppelschloss des RAD entnazifiziert Rü.ckseite


Koppelschloss des deutschen Reichs-Arbeitsdienstes aus Aluminium, datiert 1937, nach dem Krieg wurde das Hakenkreuz sauber abgeschliffen.

Koppelschloss des Nationalsozialistischen Fliegerkorps

Koppelschloss NSFK entnazifiziert - VorderseiteKoppelschloss NSFK entnazifiziert Rü.ckseite


Koppelschloss des Nationalsozialistischem Fliegerkorps aus silberbronziertem Messingblech, RZM Fertigung, nach dem Krieg wurde das Hakenkreuz sauber abgeschliffen.
Texte

© horst decker