Schrei nach Liebe

Schrei nach Liebe


Als ich zwölf Jahre alt war, fing die Misere an
ihr habt euch oft gestritten, ich hörte es mit an.
Papa fing an zu trinken, verlor die Fassung oft
und ständig gab es Ärger- da hab ich noch gehofft!

Doch einige Zeit später, ich war allein im Haus,
erklärte mir der Papa: „Ich ziehe morgen aus!“
Für mich brach eine Welt zusammen, sowas wollt ich nicht,
Ich sehnte mich nach Liebe – doch ihr merktet das nicht!

Zwei Jahre später hast du die Scheidung eingereicht
Ich musste mich entscheiden – und das fiel mir nicht leicht
Du brachtest fremde Männer zu uns nach Hause mit
Ich konnte das nicht fassen; ich weinte, schwieg und litt.

Dann ging ich auf die Straße, ich suchte eine Hand –
doch fest geballte Fäuste war´n alles, was ich fand.
Ich schloss mich einer Clique an, wir drehten manches Ding,
bis eines grauen Tages die Polizei mich fing.

Du stelltest einen Antrag bei dem Kreisjugendamt
auf Hilfe zur Erziehung – den Tag hab ich verdammt.
Jetzt bin ich schwer erziehbar und leb´ in einem Heim
und jeden Drang nach Freiheit erstickt man hier im Keim.

Ich bin schon zweimal abgehau´n, zu Papa wollt ich flieh´n,
doch der lebt jetzt in Nürnberg – da find ich gar nicht hin.

Warum kann ich nicht wieder in´s Elternhaus zurück?
Warum gönnt mir das Leben nicht auch ein bisschen Glück?

Oh, Mama, Paps, ich liebe euch beide doch so sehr;
Noch könnt ihr das erwidern – doch bald vielleicht nicht mehr…


© HE


© zetelerfriese, 18. Juni 2015