Gefühlechaos Nachkriegs-Wirtschaftswunderzeit

Denk´ in manchen Stunden,
Wie mein kleines Schwesterlein,
Samt Eltern war´n verschwunden,
Von Bauernhof und Dorfe klein.

In der Ostzone war ´s,
Nach dem Aufstand der Massen,
Fünf Jahre alt damals,
Konnt´ ich ´s nicht fassen.

Die Eltern jetzt im Westen,
Die Oma und ihr Schwager,
Sie blieben meine Besten.
Nun hatte ich zwei Lager.

Im Kindergarten Sonderling,
Nun bald auch in die Schule muss,
Da niemand mit mir spielen ging,
Verlassensein war mein Verdruss.

Verschleust ich nun im West´n,
Die Oma zog ´s zum Ost´n,
So hielt man mich zum Best´n,
Dies sollt´ uns noch viel Kost´n.

Dort neugebor´nes Brüderchen,
Den Vater bald nur Onkel nannte,
Der bis Nachts musst´ arbeiten,
Wirtschaftswunder Zeit nicht kannte.

Als Flüchtling in der Schule,
Enttäuschung ist geblieben,
In Trauer ich mich suhle,
Wer kann mich so lieben?

Träume früh verflogen,
Nie getraut, nicht gefreit,
Fühlt´ mich nur betrogen.
Zuversicht und Trost war weit.

Statt Schicksal mir die Wunden schlug,
Zeit und Unvorhergesehenes alleine.
Jeder irgend Päckchen tragen tut.
Man sagt - am liebsten nur das Seine.

Weil es ist zu schwer für mich,
D´rum warf´ ich ´s auf den Schöpfer,
Jeder der holt ´s wieder sich,
Ist ärmer als manch´ Töpfer.

© hardy, 2. August 2011

geändert: 3. August 2011