Finkenrechte


Achtzig grüne Bastardfinken
leben außen vor dem Tor,
müssen faules Wasser trinken,
draußen an dem dunklen Moor.

Hinter Toren, dicken Wällen
Gold‘ne Ammern leben hier,
laben sich an reinen Quellen,
drinnen in dem Burgrevier.

Einer Burg, ein Schloss sogar,
von achtzig Finken einst erbaut
für eine kleine Ammernschar,
von blauem Blut und heller Haut.

Und täglich bringen große Wagen
feinstes Essen ins Chateau,
draußen knurrt dem Fink der Magen,
und sein Zorn knurrt ebenso.

Und plötzlich wachsen viele Fragen
mit Weshalb und mit Warum.
Keiner kann die Antwort sagen.
Alle Schnäbel bleiben stumm.

‚Lass‘ uns zum Chateau hin eilen‘,
ruft ein klitzekleiner Fink,
‚die Ammern sollen mit uns teilen.‘
Alle folgen seinem Wink.

Und während sie zum Schloss marschieren,
stellt man dort das Vögeln ein.
Beendete das Musizieren
und versteckte schnell den Wein.

‚Ihr seht‘, so sprach die Oberammer
zum Unter-Bastardfinkentier,
‚wir leben selbst in Not und Jammer,
haben Sorgen g’rad‘ wie ihr.

Doch soll im Volke niemand denken,
dass man hier nicht zu teilen weiß,
wir werden euch sehr reich beschenken,
doch hat auch alles seinen Preis.

Fünf Prozent von dem Chateau,
seht dort den Platz bedeckt mit Kot,
den geben wir euch einfach so,
doch ihr versorgt uns nun mit Brot.‘


© Vivienne, 8. Februar 2009