Die Friedenstaube

Die Friedenstaube hängt gerupft
im Nato-Stacheldraht.
Grünhelmt darunter schlupft
ein siegender Soldat.
Der Taube Not, die sieht er schon.
Er winkt mit dem Gewehr,
schleicht lachend unter ihr davon,
sein Rock zwei Flecken mehr.


Und so getarnt bekommt er Mut.
Er schießt, er haut und sticht,
als triebe ihn des Teufels Wut
als gäb' es Menschen nicht.
Da trifft ihn aus dem Hinterhalt
die Wut der Gegnerschaft.
Er spürt das Blei mal heiß mal kalt,
dann schwindet seine Kraft.


Er ruft nun in der eignen Not,
die Taube noch herbei.
Sein Friede kommt mit seinem Tod.
Für ihn - der Krieg vorbei.
Warum so fragt die Taube sich,
kommt Frieden stets zu spät?
Warum denkt man erst dann an mich,
wenn man selbst untergeht.


© HorstDecker, 21. Juni 2010