Bescherung

Weihnachten wie jedes Jahr
auch diesmal nur ein Reinfall war.
Es kam, wie schon seit alten Zeiten,
die Oma, um mit uns zu streiten.

Sie schenkte so, wie jedes Jahr,
dem Vater was für's dünne Haar.
Der Mutter gab sie Taschentücher
und mir paar doofe Kinderbücher.

Und alles war vom Ausverkauf.
Bei vielem stand der Preis noch drauf.
Wie all die Jahre hofften wir,
die Oma hätte mehr Gespür.

Ein jeder fluchte vor sich leise.
Der Vater dacht an eine Reise.
Die Mutter wollte ein Klavier.
Gewünscht hat ich ein Fahrrad mir.

Zum Glück hat Mutter das geahnt.
Und mir hat auch so was geschwant.
Auch Vater hat es sich gedacht.
D'rum haben wir's wie sonst gemacht.

Von Vater gab es eine Bibel.
Von mir ´ne Faltenpflegefibel.
Von Mutter leck'ren Abführsaft
und etwas für die Liebeskraft.

So war die Oma reich beschenkt.
Wie immer wirkte sie gekränkt.
Als hätten wir nicht gut bedacht,
was eine Oma glücklich macht.

Sie ärgerte uns auf ihre Weise,
erzählt von ihrer Urlaubsreise,
vom Fahrrad, dass sie grad' entsorgt,
und dass sie ihr Klavier verborgt.

Da zog der Vater seine Karten.
Mein Moped stand bei uns im Garten.
Und Mutters Flüügel im Salon.
Der Urlaubsflug ging Morgen schon.

Ach sagt die Oma, 'lieber Sohn,
das was ich plante, habt ihr schon.'
Dann lass es mich jetzt schnell vergessen.
Dann ging sie vor dem Weihnachtsessen.



© HorstDecker, 13. Juni 2008