Zum 65 sten
Schon beinah ein zweidrittel Jahrhundert
hat mich fast die ganze Welt bewundert.
Doch jetzt muss ich für Recht erkennen,
dass mir droht, die Zeit davon zu rennen.
Was mach ich nun, lasst mich überlegen:
Am besten. ich mache gar nichts dagegen
und erfreue mich so noch der Jahre alle,
bis ich ganz unverhofft vom Hocker falle.
Falls ich jemals von diesem fallen werde,
baut mir das schönste Denkmal der Erde.
Mit dem Beileid sammelt große Spenden,
das Geld tut für den Umtrunk verwenden.
Wer danach von mir was brauchen kann,
der schau sich meinen Körper einmal an.
Meine Seele unterdessen lasst unberührt,
sonst man Euch des Diebstahls überführt.
Ich war stets treu, das kann ich schwören
und will diesen Schmäh nicht mehr hören.
So ein Typ wie mich, das weiß ich genau,
wünschte sich im Grunde doch jede Frau.
Ich war mir aber wohl jederzeit im Klaren,
dass viele Frauen oftmals schlauer waren.
In diesem Sinne schenkt mir jetzt mal ein,
und nicht zu knapp vom allerbesten Wein.
Mit Verlaub, es geht mir gegen den Strich,
weil immer weniger Leute älter sind als ich.
Für Hüftgelenke, Zahnersatz und Hörgerät
ist es aus meiner Sicht noch nicht zu spät.
Auf dem linken Auge mit dem grauen Star
sieht man halt so Manches nicht mehr klar.
Nun aber genug meines Mitleides Gestank,
für die Glückwünsche sage ich vielen Dank.
© Hermann Efinger, 31. März 2017
(Bimbo)