Machtkampf und Wesen der Nationalsozialistischen Schreckensherrschaft

 

Die für damalige Zeit immensen Kosten des 1. Weltkrieges waren in hohem Maße durch Kredite finanziert worden, in der Absicht, diese durch Reparationsauflagen von den unterlegenen Kriegsgegnern zurückzahlen zu lassen.

Für Deutschland , das ja den Krieg mit ausgelöst hatte, bedeutete die Kriegsniederlage nun, dass es nicht nur die eigenen Kriegskosten nachträglich bezahlen musste, sondern zusätzlich die Kriegskosten seiner Gegner übernehmen musste. Das führte zu einem totalen wirtschaftlichen Zusammenbruch, hoher Arbeitslosigkeit und großer Not. Nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa, denn den anderen Ländern ging es ja nicht besser. Sie blieben auf ihren Kriegskosten sitzen, da Deutschland diese ja überhaupt nicht bezahlen konnte.

Es war jedoch keinesfalls so, dass es weltweit an Geld fehlte, weil das Geld durch die kriegerische Auseinandersetzung vernichtet worden wäre. Der Geldbesitz war nur neu verteilt worden. Während die Staaten und die Masse derer Bevölkerungen bitter arm waren, hatten andere sehr gut an den Rüstungsaufträgen der Kriegsparteien verdient.

Es entstand eine politische Situation, für die die noch junge, erste Deutsche Republik keine Lösung parat hatte. Daraus entstand ein Nährboden für radikale Ideen.

Eine davon war der Kommunismus, der, aus der Sowjetunion kommend, sich in ganz Europa formierte. Er sah die Lösung der, ja die ganze Welt betreffenden Krise als ein Problem, das nur global gelöst werden konnte.

Nach seiner Vorstellung sollten sich alle Arbeiter weltweit zusammenschließen, die Industriebesitzer, die ja die Gewinne der Arbeiterleistungen an sich gerissen hatten und dies weiter tun würden, entmachten und enteignen und die Gewinne der Arbeitsleistungen untereinander gerecht teilen.

Damit war ihre Haltung politisch konträr der nationalen Lösung, die die NSDAP anstrebte. Sie sah überwiegend Interessenkonflikte zwischen den ehemaligen Kriegsparteien, die nur national gelöst werden konnte.

Sie stimmte zwar überein, dass das Elend in Deutschland Resultat des 1. Weltkrieges war, aber letztlich der Reparationsbedingungen des Versailler Friedensvertrages. Sie erkannte auch, dass Unternehmerkreise durch den Krieg zu hohen Vermögenswerten gelangt waren. Sie reduzierte diese Unternehmerkreise allerdings auf die Unternehmer jüdischen Glaubens, denen sie entsprechend der jahrhundertealten Ressentiments absprach, diese Gewinne legitim erworben zu haben. Sie bezweifelte aber nicht die Notwendigkeit des Unternehmertums an sich, von dem sie ja massiv unterstützt worden war und sich weitere Unterstützung versprach. Denn für die deutschen Unternehmen und Freiberufler bedeutete der antisemitische Kurs der NSDAP die Überwindung ihrer schlechten Wirtschaftslage durch Ausschaltung einer starken Konkurrenz.

Die NSDAP reduzierte die Lösung der Wirtschaftsprobleme und damit die Beseitigung der Arbeitslosigkeit daher einerseits auf Ausgabenbeschränkungen, indem eine von ihr gebildete Regierung die Reparationspflichten reduzieren und ignorieren wollte. Das Geld sollte dadurch im deutschen Wirtschaftskreislauf bleiben.

Andererseits sollten nach dem Keynes’schen Wirtschaftsmodell kreditfinanzierte Aufträge an die Wirtschaft vergeben werden, um den Wirtschaftskreislauf wieder anzustoßen und die Kredite dann mit den dadurch bedingten Steuerzuflüssen wieder abgelöst werden.

 

Die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) und die weniger radikale Sozialistische Partei Deutschlands waren neben anderen links-orientierten Organisationen somit die materiellen Gegner, die einen Aufstieg und eine Regierung der NSDAP behindern oder unmöglich machen konnten.

Geschickt nutzte Adolf Hitler mit seinem engsten Kreis die Uneinigkeit der in zig Kleinparteien zersplitterte politische Landschaft Deutschlands. Als nicht in der Tradition der Parteipolitiker Aufgewachsener, erkannte er wie kein anderer die seinerzeit modernen Möglichkeiten der Wahlpropaganda. Niemand nutzte den Rundfunk und Presse auch nur annähernd so intensiv zur Selbstdarstellung, wie die NSDAP. Unermüdlich flog Adolf Hitler von einer Wahlveranstaltung zur nächsten quer durch ganz Deutschland.

Sein erster Anlauf an die Spitze des Deutschen Reichs war seine Kandidatur bei der Reichspräsidentenwahl am 27. Febr. 1932.

Der Möglichkeit einer Wahl Hitlers stand allerdings ein Stein im Weg. Er war Österreicher, und nach der Verfassung konnte nur ein Deutscher Reichspräsident werden. Unerwartete Hilfe erhielt Hitler vom Regierungspräsidenten von Braunschweig, der Hitler kurzerhand zum Regierungsrat berief. Damit war nach Gesetzeslage für Nichtdeutsche automatisch der Erhalt der deutschen Staatsbürgerschaft verbunden.

Zwar verlor Hitler die Wahl zum Reichspräsidenten. Der populäre Oberbefehlshaber der Reichswehr, Generalfeldmarschall von Hindenburg, wurde gewählt. Aber in dem Folgejahr gelang es Hitler, die NSDAP bis zur Novemberwahl 1932 mit 33,1% zur stärkste Partei im Reichstag werden zu lassen. SPD (20.4% und KPD 16,9%) hatten zusammen die Stimmenmehrheit. Sie waren jedoch nicht bereit, ein gemeinsames Programm gegen Hitlers Politik zu beschließen.

Die restlichen Stimmen verteilten sich auf 21 weitere, teils kleinste Parteien.

Nach mehreren Fehlschlägen einer durchsetzungsfähigen Regierungsbildung blieb Reichspräsidenten von Hindenburg schließlich keine andere Wahl, als Hitler, dem er aufs Tiefste misstraute, am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler zu ernennen. Allerdings unter Vorbehalt der Machtkontrolle Hitlers durch die Reichswehr.

Am 27. Februar 1933, also keine 4 Wochen nach der Regierungsübernahme Hitlers, zündete der holländische Kommunist Marius van der Lubbe den Reichstag an. Die genauen Umstände sind bis heute nicht geklärt. Genutzt hat dieser Vorfall allerdings nur der Hitlerregierung. Sie nimmt die Tat zum Vorwand, schon am nächsten Tag eine Notverordnung zu erlassen, die es ihr ermöglichte reichsweit Mitglieder der KPD, vereinzelt auch der SPD und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold unter dem Vorwurf einer geplanten Verschwörung zu verhaften und in Lager zu internieren.

Nur so konnte Adolf Hitler am 23. März die Parlamentsabstimmung zum Ermächtigungsgesetz gewinnen. Mit den Stimmen der zuvor verhafteten kommunistischen und sozialistischen Parlamentarier hätte er hierzu keine Mehrheit erhalten. Das gegen die Stimmen der verbliebenen SPD-Parlamentarier beschlossene Ermächtigungsgesetz gab der NSDAP und damit Hitler die Möglichkeit, vorerst auf 4 Jahre beschränkt, ohne Parlament zu regieren. Letztlich blieb es bis zum Ende der Hitler-Dikatatur bei diesem Zustand.

Zwischen Mai und Juli 1933 wurden alle Parteien außer der NSDAP aufgelöst, bzw. verboten. Das gleiche geschah mit den Gewerkschaften, die zwangsweise in die NS-Organisation DAF (Deutsche Arbeits Front) überführt werden. Bereits Ende Juni können die seit 20. März 1933 (Dachau) errichteten sechs Konzentrationslager die vielen Tausend politischen Inhaftierten nicht mehr fassen, und neue Lager müssen geplant werden. Aus den ursprünglichen Internierungslagern (Schutzhaftlager genannt), wurden Konzentrationslager mit Arbeitszwang.

Der nächste Schlag der NSDAP richtet sich gegen die Kirche. Die katholische Kirche lehnte die Vorstellungen des 'lebensunwerten Lebens‘ körperlich oder geistig Behinderter ab (Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses 14.07.1933). Andererseits war der Einfluss der NSDAP auf die katholische Kirche begrenzt, da deren Oberhaupt im Vatikanstaat residierte. Mit ihr beschloss die Regierung Hitlers ein Stillhalteabkommen, das Reichskonkordat (20.07.1933).

Anders war die Situation der evangelischen Kirche. Sie wollte die NSDAP, ähnlich wie in England die Anglikanischen Kirche, als national-regionale 'Deutsche Christen‘ organisieren. Nach deren Statut sollten alle Gesetze der NSDAP uneingeschränkt akzeptiert und unterstützt werden. Eigene Initativen sollten sich rein auf religiöse Fragen beschränken.

Hierzu waren viele evangelische Priester nicht bereit. Zudem damit auch die Ausgrenzung der Gläubigen und Priester verbunden war, die vom jüdischen Glauben konvertiert waren, jüdische Vorfahren hatten oder eben keine Arier waren. Dies führte zum Pfarrer-Notbund Martin Niemöllers und zur Organisation der 'bekennenden Kirche‘. Es folgt die Spaltung der evangelischen Kirche. Viele evangelische Pfarrer, die sich weigerten zu den 'Deutschen Christen‘ überzuwechseln, wurden verhaftet und in Lager interniert. Aber Gleiches geschah auch katholischen Priestern, die sich nicht an das Konkordat hielten und den NS-Staat öffentlich kritisierten.

Genau ein Jahr nach seiner Wahl zum Reichskanzler, löste Hitler mit Hilfe seines Parlaments, das nur noch aus seinen Gefolgsleuten bestand, die Länder des Deutschen Reichs als politische Gebilde auf. Alle Gewalt ging nun auf das Deutsche Reich über. Deutschland war nun ein Zentralstaat. und wurde in Gaue eingeteilt, denen ein Gauleiter als verlängerter Arm der Hitlerregierung vorstand.

Im Febr. 1936 kam es dann zu einer Verhaftungswelle, die sich insbesondere gegen Mitglieder der katholischen Jugendbewegungen richtete, die sich nicht in die Hitlerjugend integrieren lassen wollten.. Die Schulen und deren Lehrstoff wurde ideologisch ausgerichtet. Die Themen Erbgesetze, Rassenkunde und speziell 'die jüdische Rasse‘ wurde Lehrstoff.

Der Ariernachweis entschied darüber, ob ein Schulbesuch, ein Studium, eine Ausbildung aufgenommen werden oder ein Beruf ausgeübt werden konnte.

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Geschickt nutzte die NSDAP bei ihrem skrupellosem Aufstieg zur Macht einerseits die Sorgen und Nöte der Bevölkerung, deren tägliches Leben durch Arbeitslosigkeit, Not; Elend und Perspektivenlosigkeit geprägt war und verknüpfte dies mit einem schon seit Jahrhunderten vorhandenem, latentem Antisemitismus der Bevölkerung.

Möglich wurde das auch, indem nach dem Schriftleitergesetz vom Oktober 1933 (jeder Zeitung musste ein neue Zulassung beantragen, die nur für Regierungskonforme Formate erteilt wurde), das ab November 1934 rigoros umgesetzt wurde. 90% der Zeitungen verschwanden vom Markt. Der Rest war linientreu, in der Hand der NSDAP oder gar Hitlers persönlicher Besitz.

Antisemitismus war bereites seit dem Mittelalter immer wieder in Erscheinung getreten. Auffallend immer dann, wenn die volkswirtschaftliche Lage schlecht war, denn jüdischen Bürgern gelang es auf Grund ihres Fleißes immer wieder, sich in solchen Zeiten eher wirtschaftlich behaupten zu können. Eine solche Situation lag seit dem 1. Weltkrieg vor.

Nun waren überproportional Firmen in jüdischem Besitz, in vielen Orten waren 50% der Ärzte und Juristen Juden. Die NSDAP konnte daher leicht behaupten, Ursache für die wirtschaftlichen Probleme sei das Judentum. Seine Mitglieder nähmen einerseits den Deutschen Arbeitern die Arbeitsplätze weg und würden andererseits auch als Unternehmen bevorzugt jüdischen Mitbürger beschäftigen.

Natürlich beseitigten die daraufhin folgenden Berufsverbote für jüdische Bürger auch unabhängig realer wirtschaftlicher Maßnahmen die Arbeitslosigkeit in den Statistiken, denn ein Teil der ehemals von jüdischen Bürgern eingenommenen Arbeitsplätze wurde nun mit zuvor arbeitslosen Nichtjuden besetzt. Die statt dessen arbeitslos gewordenen jüdischen Bürger wurden in der Arbeitslosenstatistik ignoriert, da sie ja nicht arbeitslos waren, sondern Berufsverbot hatten, zudem nicht einmal als Staatsbürger gezählt wurden.

In ihrer antisemitischen Ideologie griff die NSDAP auf bekannte Werke aus der Zeit um 1900 zurück, die populistischen Bände 'Vererbung und Rasse‘ von Prof. Gunnar Dahlberg, der die Mendelschen Erbgesetze (ca. 1860) konsequent auf Menschen ausweitete, und 'Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts von Housten Steward Chamberlain‘, der in seinem 2-bündigem Werk ausgiebig ein sogenanntes 'jüdisches Wesen‘ zu erkennen vorgab.

Hitler und Rosenberg vermischten nun die Erbforschung und die Rassentheorie in Ihren Standardwerken der Nationalsozialistischen Weltanschauung 'Mein Kampf‘ (1925) und 'Mythus des 20. Jahrhunderts' (1930) zu einer absurden Rassentheorie. In ihr stellten sie die 'nordische Rasse‘ als Elite heraus bei gleichzeitiger Definierung der 'Jüdischen Rasse‘, der Sinti und Roma und der Slawen als Untermenschen, ja als Tiermenschen, wie Himmler sie bezeichnete. Durch die Absprache des 'Menschseins‘ verfielen den Betroffenen auch die Menschenrechte und die Möglichkeit Staatsbürger zu sein.

In diese wissenschaftlich verbrämte, absurde Denkweise wurden 'arische‘ Kinder schon im Kindergartenalter eingeführt. Rassenideologische und antisemitische Schriften und Reden waren allgegenwärtig. Durch die Gleichschaltung der Presse gab es nichts anderes mehr. Viele Bürger haben das Elend der Juden, der Zwangsarbeiter und der aus politischen Gründen Inhaftierten sicher wohl gesehen, aber nicht als Unrecht registriert!

Die zweite Säule des Unrechtsstaates war schlicht der Machtrausch. Es waren ja viele relativ unqualifizierte und ungebildete Bürger, die vor oder bei der Machtergreifung Hitlers in einem Eintritt in die NSDAP die Chance sahen, beruflich eine Karriere zu machen, die für sie ansonsten unerreichbar war. Und ein hoher Prozentsatz dieser 'alten Kämpfer‘ kam durch den hohen Personalbedarf den die NS-Regierung nach Entlassung und Verhaftung aller Sozialisten und Kommunisten unmittelbar nach der Machtergreifung hatte, auch in Positionen, die ihnen hohe und teils fachlich ungerechtfertigte Macht über andere gab. Jahrelang selbst Druck von oben erlebt, haben manche ihre nun plötzlich vorhandene Macht bis zum Exzess ausgelebt. Hannah Ahrend schrieb 1946 über den Typus des NS-Amtswalters, 'sie waren ihrem Führer für ihre wirtschaftliche Sicherheit und die Sicherheit ihrer eigenen Familie so dankbar ergeben, dass sie bereit waren, alles zu tun, von dem sie nur annahmen, dass es dem Staat Hitlers zum Vorteil dient.‘

Ein Machthindernis kam allerdings aus den eigenen Reihen. Alte Kampfgefährten Hitlers, an der Spitze Ernst Röhm, Gründer und Oberster Führer der SA, verlangten, dass Hitler die Macht mit ihnen teilte. Insbesondere ging es Ernst Röhm um eine öffentliche Anerkennung als reguläre Armee, indem Reichswehr und SA zu einer Einheit mit gleichen Rechten verschmolzen sein sollten. Die Reichswehr lehnte diese Vorstellung komplett ab. Sie sah in der SA keine Gemeinschaft mit soldatischer Tradition und Ehre, sondern eine Bande von zumindest Halbkriminellen. Sie drohte Hitler mit seiner notfalls gewaltsamen Absetzung und der Machtübernahme durch die Reichswehr, falls er nicht gegen die Forderungen der SA eintrat. Hitler war klar, dass er nicht gegen die Reichswehr regieren konnte. Reichspräsident von Hindenburg hatte die Reichswehr ausdrücklich als Kontrollorganisation Hitlers bestimmt.

Adolf Hitler vereinbarte daher eine Zusammenkunft mit dem SA-Stab Röhms für den 30. Juni 1934 in Bad Wiessee. Hierzu lud er weitere hohe Führer der SA und andere ihm mittlerweile unbequeme Weggefährten der Aufbauzeit der NSDAP. In einem Handstreich wurden die Ahnungslosen im Beisein von Hitler verhaftet und ohne eine Verhandlung erschossen. Insgesamt wurden bei dieser Aktion 2143 ehemalige Weggefährten Hitlers, alte Freunde und Vertraute ohne Gerichtsverfahren umgebracht. Gerechtfertigt wurde das Vorgehen durch die Behauptung, dass Ernst Röhm in seinem homosexuellem Umfeld einen Putsch gegen die Hitlerregierung vorbereitet habe.

Als Konsequenz des 'Röhmputsches‘ erklärte sich Adolf Hitler zum Obersten Führer der SA und Viktor Lutze zu seinem Stabschef. Die SS, die auf Hitlers Seite eine wesentliche Rolle in dieser Mordaktion gespielt hatte, wurde aus dem SA-Verband herausgelöst und als eigene Einheit Heinrich Himmler unterstellt. Aber auch hier erklärte sich Hitler zum Oberster Führer.

Die sogenannte Zerschlagen 'des Röhmputsches‘, in der Presse hauptsächlich mit der Homosexualität Röhms und seines Stabes begründet, löste eine verschärfte Verfolgung und Verhaftungswelle von Homosexuellen aus.

Die verbliebenen Weggefährten verstanden diese Warnung wohl.

Die Beseitigung des Machteinflusses Röhms erfolgte im Angesicht des zu erwartenden Todes des Reichspräsidenten Paul von Hindenburgs, der Hitler am 30. Januar 1933 nur widerwillig als Reichskanzler ernannt und seine Regierung mit großem Argwohn betrachtet hatte. Nach dessen Tod am 2. August 1934 verwies Hitler auf ein angebliches Testament Paul von Hindenburgs, in dem dieser einflussreiche Staatsmann angeblich wünschte, in Reichskanzler Adolf Hitler auch seinen Nachfolger als Reichspräsident zu sehen.

Schon einen Tag vor Hindenburgs Tod hatte Hitlers Regierung bestimmt, dass Hitler auch das Präsidentenamt einnimmt. Dieses Gesetz wurde bereits einen Tag später, also am Todestag von Hindenburgs vorläufig umgesetzt. Hitler erklärte für eine endgültige Annahme populistisch, dass er hierzu eine Volksabstimmung wünschte, wohl wissend, hier dank der erfolgten Gleichschaltung des öffentlichen Lebens haushoch bestätigt zu werden. Das war dann auch am 19, August 1934 der Fall. Adolf Hitler, schon damals ein skrupelloser Massenmörder, wurden mit 89,93% der Stimmen vom Volk bestätigt. Er war somit Reichskanzler und Reichspräsident zugleich.

In Hitlers Regierung, seinen Organisationen und seiner Verwaltung waren nun nur noch die verblieben, die keinerlei Bedenken hatten, die bereits vor der Machtergreifung im 'Mythus des 20. Jahrhunderts‘ und im 'Mein Kampf‘ fixierten Absichten der NSDAP auch in die Tat umzusetzen:

  1. die 'Endlösung der Judenfrage‘ durch systematischen Mord nach erfolgter wirtschaftlicher Ausplünderung und Ausbeutung derer Arbeitskraft

  2. sogenanntes 'lebensunwertes Leben‘ auszulöschen, weil die Betroffenen auf Grund von Krankheit, Alter oder Schwäche nicht oder nicht mehr in der Lage waren, mehr Ertrag durch Arbeitskraft einzubringen, wie sie an Unterhalt bei selbst minimalster Versorgung kosteten. Das ging sogar so weit, dass selbst Wehrmachtssoldaten, die im Kriegseinsatz für diese Regierung durch Hirnverletzungen hilflos und geistesschwach wurden, als ‚unbrauchbare und wertlose‘ Kostgänger der Gesellschaft in Anstalten für Geisteskranke ermordet wurden. Als lebensunwert galten hierbei auch sogenannte Asoziale. Darunter fielen Dirnen , Straftäter, aber auch Mitglieder der Sinti und Roma, nach dem damaligen Sprachgebrauch als Zigeuner bezeichnet.

  3. jeden Versuch einer Opposition durch Internierung und Ermordung der hier auch nur verdächtigten oder auch verleumdeten Bürger zu ersticken. Als Opposition galt auch die passive Verweigerung der Gefolgschaft Hitlers, hier vor allem der Pfarrernotbund, die bekennende Kirche und die Zeugen Jehovas (Bibelforscher), die die Befolgung aller NS-Gesetze ablehnten, die ihren Glaubensgrundsätzen widersprachen.

 

Es gab keine Kontrolle der Macht und der Moral mehr, da die NSDAP einzige zugelassene Partei war, alle Ministerien somit von der Partei in Besitz genommen waren, kein Parlament mehr existierte, Adolf Hitler absoluter Führer der NSDAP, Reichskanzler, Reichspräsident, Oberster Führer der Kampforganisationen SA und SS war, über seine treuen Gefolgsmänner Hermann Göring und Heinrich Himmler Oberster Chef der Polizei und nach Kriegsanfang noch Oberkommandierender der Armee zugleich war. Da alle Veriene und zivilen Organisationen zwangsweise zu Unterorganisationen der NSDAP gleichgeschaltet worden waren, gab es keine unkontrollierbare Enfaltung der Bürgerschaft mehr. Per Gesetz stellte sich Hitler zudem als letzte Instanz über die Richterschaft. Durch die Einführung des Rechtsgrundsatzes des ‚Gesunden Volksempfindens‘, das wiederum ausschließlich die Vorstellung der NSDAP wiedergab und gegen das kein Urteil widersprechen durfte, war eine gewisse richterliche Entscheidungsfreiheit eigentlich nur noch bei Zivilverfahren möglich, die keinen Bezug zur Partei oder deren Mitglieder hatten.

Es gab nichts mehr, als Adolf Hitlers Willen und seine ihm ergebene Gefolgschaft. So weit sich seine Macht jeder Kontrolle und Einflussnahme entzog, so weit kontrollierte er mit seinem Machtapparat allerdings jeden Schritt und jedes Wort seines Volkes.

Ein Ausweg aus der Situation des deutschen Volks konnte eigentlich nur noch von außen kommen. Somit hat Adolf Hitler durch den von ihm begonnenen Krieg den Weg selbst eingeschlagen, der als einziges zu einer Befreiung Deutschlands von ihm führen konnte.

Die dritte Säule war schlicht die kriminelle Gier, sich selbst zu bereichern. Genau den Vorwurf, den die NSDAP der Weimarer Republik machte und mit dessen Abschaffung sie als Wahlprogramm antrat, erfüllten die Mitglieder der NS-Regierung vom kleinsten Bonzen bis zum Reichskanzler in allerhöchstem Maße.

Während sich der Fiskus, der Nachbar und der kleine SA-Mann am Besitz der enteigneten und deportierten Juden vergriff, rafften hohe Staatsbeamte für sich persönlich Millionenbeträge Kraft ihres Amtes und ihrer Macht zusammen. Sie sahen es nicht einmal als nötig, hierfür einen legalen Rahmen zu schaffen. So raubte sich Hermann Göring in ganz Europa Kunstwerke im Wert von rund 600 Millionen Reichsmark zusammen und nötigte Industrielle, ihm zum Geburtstag Geldbeträge von wenigstens 200.000,- Reichsmark zu schenken. Die holten sich das Geld natürlich wieder über Rüstungsaufträge auf Steuerzahlerkosten und über die Ausbeutung der vom Deutschen Reich gegen Entgelt zur Verfügung gestellte Zwangsarbeiter zurück. Zur Finanzierung dieses Systems gehörte neben der Zwangsarbeit für Kriegsgefangene und verschleppte Bürger der besetzten Gebiete auch das Pflichtjahr beim Arbeitsdienst für männliche und weibliche Reichsbürger, ohne das keine Berufsaufnahme und kein Studium möglich war.

Adolf Hilter, der sich dem Volk immer als Beispiel für Bescheidenheit und Verzicht zeigte, schaffte es vom Arbeitslosen innerhalb kürzester Zeit zu einem der reichsten Männer Europas. Ihm gehörten praktisch alle einschlägigen NS-Verlage. Praktisch alle dort gedruckten Zeitschriften und sein Buch 'Mein Kampf‘ waren Pflichtlektüre für alle Bürger,

Sein Jahreseinkommen alleine aus dem Verkauf der NS-Zeitschriften des 'Franz Eher-Verlages‘ wird auf jährlich 120 Millionen Reichsmark geschätzt.

(Ein Arbeiter verdiente vergleichsweise rund 4-6 Tausend Reichsmark im Jahr, für die er allerdings in den Kriegsjahren wegen der Rationierungen kaum etwas kaufen konnte.)

Hinzu kommen Einnahmen aus rund 20 Millionen verkaufter Bücher 'Mein Kampf‘ und der Erlös vieler weiterer 'Pflichtbücher‘ seines Verlags. Für Fotowiedergaben seiner Person hatte sein Vertrauter, der Münchner Fotograf Hoffmann das Monopol. Hoffmann verdiente an Veröffentlichungslizenzen Millionen. Bilder Hitlers waren schließlich allgegenwärtig. Aber auch Hitler ging bei der Gewährung dieses Monopols nicht leer aus. Natürlich bezog Hitler ein Gehalt als Kanzler und Präsident. Dazu erhielt er Ehrensold und Gaben aus zig Ehrentiteln von praktisch allen Innungen des Handwerks und Gewerbes, sowie Spenden der Wirtschaft. Keinem der von ihm bei der Machtergreifung angeprangerten Unternehmern und Aktiengesellschaftsvorständen war es je gelungen ein solches Vermögen zusammen zu raffen, zudem in so kurzer Zeit.

Wie schon im 1. Weltkrieg war es vorgesehen, dass das System nachträglich dadurch finanziert werden sollte, das die besiegten Länder das durch Kapitalentzug zerstörte Wirtschaftssystem Deutschlands zu ihren Lasten wieder aufbauten. Diese Vorstellung wurde unmittelbar nach Besetzung anderer Länder umgesetzt, durch Gleichschaltung der dort vorhandenen Industrie, sowie durch Verschleppung deren Bürger als Arbeitssklaven nach Deutschland.




Liste mit 30 bei einer Schreinerei beschäftigten 'Ostarbeitern', datiert 29.01.1944. Sicher handelte es sich um einen Rüstungsbetrieb, da unzählige Wehrmachts Ausrüstungen - z.B. Munitionskisten - aus Holz gefertigt wurden.


Widerstand gegen das System wurde erbarmungslos nach den Gesetzen des Hoch- und Landesverrats, den Rassengesetzen oder einfach ohne Gesetzesgrundlage bekämpft. Ohne Gesetze bedeutete schlicht, dass auch Personen, die vom Gericht wegen eines politischen Vorwurfs freigesprochen wurden, unter Umständen unmittelbar nach Verlassen des Gerichts von der SA verhaftet und ohne jede Rechtsgrundlage in ein Lager interniert wurden. So geschah es dem evangelischen Pastor Martin Niemöller, Vorsitzender der Bekennenden Kirche, die eine Unterordnung der Kirche unter die NS Gesetze und eine Gleichschaltung der Kirche ablehnte, der 1937 vor Augen Tausender vor Gericht auf ihn wartenden Christen auf direkte Anweisung Görings verhaftet und in ein KZ verschleppt wurde. Erst mit Ende des 2. Weltkrieges gelangte er wieder in Freiheit.


© Horst Decker