Erklärung zu den Berchtesgadener Gesprächen, Hitlerrede vom 18. März 1938

... "Ich habe diesem Manne im iefsten Ernst auseinandergesetzt, daß ein Regime, dem jede Legaliät fehlt und das im Grunde genommen alleine mittels Gewalt regiert, auf die Dauer in immer größere Konflikte zu dem seinen Tendenzen diametral gegenüberstehenden Volkswillen geraten wird. Ich bemühte mich, ihm klarzumachen, daß diese Entwicklung auf der einen Seite zu einer immer schärferen Ablehnung und auf der anderen damit zu einer immer stärkeren Vergewaltigung führen müßte, daß aber gerade in Ansehung der wiedererstandenen großen Macht des Deutschen Reichs auf die Dauer revolutionäre Erhebungen dann unmöglich ausbleiben würden. Die Folge könnte unter Umständen immer nur eine Steigerung des Terrors sein. Endlich aber müßte dann ein Zustand eintreten, der es für eine Großmacht von nationalem Ehrgefühl unmöglich machen würde, noch länger geduldig zuzusehen oder sich gar desinteressiert zu erklären. Ich habe Herrn Schuschnigg keinen Zweifel darüber gelassen, daß es keinen deutschgeborenen Österreicher von nationalem Anstand und Ehrgefühl gibt, der nicht im tiefsten Herzen den Zusammenschluß mit dem deutschen Volk herbeisehnen und anstreben wird. Ich bat ihn, Deutsch-Österreich, dem Deutschen Reich und sich selbst eine Situation zu ersparen, die früher oder später zu den ernstesten Auseinandersetzungen führen müßte. Ich schlug ihm in diesem Sinne einen Weg vor, der zu einer allmählichen inneren Entspannung und infolge davon zu einer langsamen Aussöhnung nicht nur zwischen den Menschen in Österreich selbst, sondern auch zwischen den beiden deutschen Staaten führen könnte. Ich machte aber Herrn Schuschnigg darauf aufmerksam, daß es der letzte Versuch sein würde, der von meiner Seite aus in Betracht käme, und daß ich entschlossen sei, im Falle des Mißlingens dieses Versuchs die Rechte des deutschen Volkes in meiner Heimat mit jenen Mitteln wahrzunehmen, die auf dieser Erde seit jeher immer dann allein noch übriggeblieben sind, wenn sich die menschliche Einsicht dem Gebot der normalen Gerechtigkeit verschließt."

© Horst Decker



Quellenangabe:
Buch 'Weltgeschichte der Gegenwart, Band 5, Internationale Politik 1937/38, Werner Frauendienst 1940
eigene Dokumente