Aufruf des österreichischen Bundeskanzlers Kurt von Schuschnigg vom 9.3.1938 mit der Fragestellung für die Volksabstimmung

Für ein freies deutsches Österreich!
Volk von Österreich!

Zum erstenmal in der Geschichte unseres Vaterlandes verlangt die Führung des Staates ein offenes Bekenntnis zur Heimat. Der nächste Sonntag, der 13. März, ist der Tag der Volksbefragung. Ihr alle, welchem Berufsstand, welcher Volksschicht Ihr auch angehört, Männer und Frauen im freien Östereich, Ihr seid angerufen, auch vor der ganzen Welt zu bekennen: Ihr sollt sagen, ob Ihr den Weg, den wir gehen, der sich die soziale Eintracht und Gleichberechtigung, die endgültige Überwindung der Parteienzerklüftung, den deutschen Frieden nach innen und außen, die Politik der Arbeit zum Ziele setzt, ob Ihr diesen Weg mitzugehen gewillt seid. Die Parole lautet:

Für ein freies und deutsches, unabhängiges und soziales, für ein christliches und einiges Österreich"

Für Friede und Arbeit!
Und die Gleichberechtigung aller, die sich zu Volk und Vaterland bekennen!

Das ist unser Ziel meiner Parole. Dieses Ziel zu erreichen, ist die Aufgabe, die uns gestellt ist, und das geschichtliche Gebot der Stunde.

Kein Wort der Parole, die Euch als Frage gestellt ist, darf fehlen. Wer sie bejaht, dient dem Interesse aller, vor allem des Friedens.

Darum Volksgenossen, zeigt, daß Euch ernst ist, eine neue Zeit der Eintracht im Interesse der Heimat zu beginnen. Die Welt soll unseren Lebenswillen sehen.

Darum, Volk von Österreich, stehe auf wie ein Mann und stimme mit Ja!

Front-Heil Östereich!
Bundeskanzler Dr. Kurt Schuschnigg

© Horst Decker



Quellenangabe:
Buch 'Weltgeschichte der Gegenwart, Band 5, Internationale Politik 1937/38, Werner Frauendienst 1940
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