Das Reich als Schirm aller Deutschen, Hitlerrede vom 20. Februar 1938

...Wir sehen aber umgekehrt auch die schmerzlichen Folgen der durch den Versailler Wahnsinnsakt durcheinander gebrachten europäischen Landkarte der wirtschaftlichen und bevölkerungspolitischen Lage.
Alleine zwei der an unseren Grenzen liegenden Staaten umschließen eine Masse von über 10 Millionen Deutschen. Sie waren bis 1866 mit dem deutschen Gesamtvolk noch in einem staatsrechtlichen Bund vereinigt. Sie kämpften bis 1918 im Großen Krieg Schulter an Schulter mit dem deutschen Soldaten des Reichs. Sie sind gegen ihren eigenen Willen durch die Friedensverträge an einer Vereinigung mit dem Reiche verhindert worden. Dies ist an sich schmerzlich genug. Über eines aber darf in unseren Augen kein Zweifel bestehen
Die staatsrechtliche Trennung vom Reich kann nicht zu einer volkspolitischen Rechtlosmachung führen, d.h. die allgemeinen Rechte einer völkischen Selbstbestimmung, die übrigens in den 14 Punkten Wilsons als Voraussetzung zum Waffenstillstand feierlich uns zugesichert worden sind, können nicht einfach mißachtet werden deshalb, weil es sich hier um Deutsche handelt. Es ist auf Dauer für eine Weltmacht von Selbstbewußtsein unerträglich, an ihrer Seite Volksgenossen zu wissen, denen aus ihrer Sympathie oder Verbundenheit mit dem Gesamtvolk, seinem Schicksal und seiner Weltauffassung fortgesetzt schwerstes Leid zugefügt wird.
Wir wissen genau, daß es eine befriedigende Grenzziehung in Europa kaum gibt. Allein um so wichtiger wäre es, unnötige Quälereien von nationalen Minoritäten zu vermeiden, um nicht zum Leid des politischen Getrenntseins auch noch das Leid der Verfolgung wegen der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgruppe hinzuzufügen. Daß es möglich ist, bei einem guten Willen hier Wege des Ausgleichs bzw. der Entspannung zu finden, ist erwiesen worden. Wer aber eine solche Entspannung durch einen Ausgleich in Europa mit Gewalt zu verhindern versucht, der wird eines Tages die Gewalt zwangsläufig unter die Völker rufen! Denn es soll nicht bestritten werden, daß, so lange Deutschland selbst ohnmächtig und wehrlos war, es viele dieser fortgesetzten Verfolgungen der deutschen Menschen an unseren Grenzen einfach hinnehmen mußte.
Allein so wie England seine Interessen über den ganzen Erdkreis hin vertritt, so wird auch das heutige Deutschland seine wenn auch um soviel begrenzteren Interessen zu vertreten und zu wahren wissen. Und zu diesen Interessen des Deutschen Reiches gehört auch der Schutz jener deutschen Volksgenossen, die aus eigenem nicht in der Lage sind, sich an unseren grenzen das Recht einer allgemeinen menschlichen, politischen und weltanschaulichen Freiheit zu sichern.
... (es folgt eine Beschreibung der Beziehung zu Polen)
Ich bin glücklich, Ihnen, meine Abgeordneten, mitteilen zu können, daß in den letzten Tagen eine weitere Verständigung mit dem Lande erzielt wurde, das uns aus vielerlei Gründen besonders nahe steht. Es ist nicht nur das gleiche Volk, sondern vor allem, es ist eine lange gleiche Geschichte und gemeinsame Kultur, die das Reich und Deutsch-Österreich verbinden.
Die Schwierigkeiten, die sich im Verzug des Abkommens vom 11. Juli ergeben hatten, zwangen dazu, einen Versuch zu unternehmen, Mißverständnisse und Hindernisse für eine endgültige Aussöhnung beiseitezuräumen. Denn es war klar, daß eine an sich unerträglich gewordenen Lage eines Tages gewollt oder ungewollt die Voraussetzungen für eine sehr schwere Katastrophe hätte bilden können. Es liegt dann meist nicht mehr in der macht der Menschen, einem Schicksal Einhalt zu gebieten, das durch Nachlässigkeit oder Unklugheit erst einmal ins Rollen gekommen ist. Ich bin glücklich, feststellen zu können, daß diese Erkenntnis auch den Auffassungen des österreichischen Bundeskanzlers, den ich um einen Besuch bat, entsprachen. Der Gedanke und die Absicht waren dabei, eine Entspannung unserer Beziehungen dadurch herbeizuführen, daß dem nach seiner Auffassung und Weltanschauung nationalsozialistisch denkenden Teil des deutsch-österreichischen Volkes im Rahmen der sonst gültigen Gesetze die gleichen Rechte gegeben werden, wie sie auch anderen Staatsbürgern zustehen. In Verbindung damit sollte eine große Befriedungsaktion eintreten durch eine Generalamnestie und eine bessere Verständigung der beiden Staaten durch ein nunmehr engeres freundschaftliches Verhältnis auf den verschiedenen Gebieten einer möglichen politischen, personellen und sachlich wirtschaftlichen Zusammenarbeit. Dies alles ist eine Ergänzung im Rahmen des Abkommens vom 11. Juli.
Ich möchte an dieser Stelle vor dem deutschen Volk dem österreichischen Bundeskanzler meinen aufrichtigen Dank aussprechen für das große Verständnis und die warmherzige Bereitwilligkeit, mit der er meine Einladung annahm und sich bemühte, gemeinsam mit mir einen Weg zu finden, der ebensosehr im Interesse beider Länder wie im Interesse des gesamten deutschen Volkes liegt, jenes gesamten deutschen Volkes, dessen Söhne wir alle sind, ganz gleich, wo die Wiege unserer Heimat stand.
Ich glaube, daß wir damit auch einen Beitrag zum europäischen Frieden geleistet haben.
Der sicherste Beweis für die Richtigkeit dieser Annahme liegt in der empörten Wut jener demokratischen Weltbürger, die, indem sie sonst immer von Frieden reden, keine Gelegenheit vorbeigehen lassen, um zum Krieg zu hetzen. Sie sind erbost und erzürnt über dieses Verständigungswerk. Es kann daher mit Recht angenommen werden, daß es gut und richtig ist. ...

Der Kommentar von 1940 hierzu ist: 'Die Rede des Führers vom 20.2.1938 ist die Verkündigung des Großdeutschen Reichs gewesen. ... Als der Führer am 20.2.1938 sprach, war die österreichische Frage schon in ihr entscheidendes Stadium eingetreten. Am 12.2.1938 hatte die historische Begegnung zwischen dem Führer und dem Bundeskanzler von Schuschnigg auf dem Obersalzberg stattgefunden. So oder so mußte sich nun das Geschick Österreichs wenden.'

Dieser amtliche Kommentar besagt nichts anderes, als das, was man bei genauem Lesen schon aus der Rede selbst entnehmen konnte, es war eigentlich egal, wie sich der österreichische Bundeskanzler verhielt, der Anschluss würde kommen, entweder freiwillig oder mit Gewalt.

© Horst Decker



Quellenangabe:
Buch 'Weltgeschichte der Gegenwart, Band 5, Internationale Politik 1937/38, Werner Frauendienst 1940
Heft 'Führerbotschaft an Volk und Welt - Reichstagsrede vom 20. Febr. 1938 - Zentralverlag der NSDAP
eigene Dokumente