Feindbewährung

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Wehrdienst galt als Ehrendienst

a) Gerade in amerikanischer Literatur werden die Wehrmachts-Strafbataillone häufig als 'Truppe von Schwerverbrechern' gebrandmarkt, was allerdings so allgemein nicht gilt.
Vielmehr war es so, dass das Soldatentum insbesondere im Dritten Reich glorifiziert wurde. Auch heute sprechen Regierungen die Soldatenuniform als 'Ehrenkleid der Nation' an.
Es war daher im Dritten Reich konsequent, dass wegen Verbrechen bestrafte, also 'unehrliche' Bürger keine Soldaten werden durften. Das führte natürlich zu dem Anachonismus, dass man von dem 'ehrlichen' Mann erwartete, im Krieg für das Vaterland zu sterben, hingegen der 'unehrliche' - zumindest solange der Krieg außerhalb des Reiches stattfand, unter dem Schutz der staatlichen Fürsorge und ungefährdet zu Hause blieb.
Allerdings muss man auch hier relativieren, denn nicht alles, was im Dritten Reich als, teils sogar schweres und mit dem Tode bestraftes Verbrechen gesehen wurde, würde heute überhaupt einen Gesetztesverstoß darstellen.
So galten als Sexualstraftäter unter Umständen bereits Soldaten, die auf Heimaturlaub oder an der 'Heimatfront' ein Verhältnis mit einer Ehefrau hatte, deren Mann an der Front als Soldat diente. Gleiches galt für ein Verhältnis mit ausländischen Zwangsarbeiterinnen, oder gar mit Jüdinnen. Aus einer Syphylis-Infektion konnte sehr schnell ein Straftatbestand werden, wenn man sie meldete oder aber gerade dann, wenn man das nicht tat.
Kleine Straftaten, wie einfacher Diebstahl an Kameraden, die Unterschlagung eines Stück Brots bei der Essenvergabe und ein einziges unbedachtes Wort oder eine defätistische Äußerung trotz der jedem erkennbaren Niederlage, konnten zur Todesstrafe mit der Begnadigung zum Einsatz in einem Strafbataillon führen.
Von diesen 'Strafbataillonen', offiziell als Bewährungsdivisionen bezeichnet, gab es vier verschiedene Arten:

a.) Die Bewährungsdivision 500, bestand aus ausgebildeten und ev. fronterfahrenen Soldaten, die sich als aktive Wehrmachtssoldaten eines Dienstvergehens oder einer Straftat schuldig gemacht hatten.

Hierbei handelte es sich um Soldaten, die Fahnenflucht begangen hatten oder wegen schwerer Dienstvergehen, Feigheit, Defätismus oder Sabotage bestraft worden waren und dadurch ihre ‚Wehrwürdigkeit' verloren hatten und aus der Armee entlassen worden waren. Zum Teil saßen sie in Gefängnissen, in Zuchthäusern oder waren in Konzentrationslagern interniert. (siehe Briefe aus der Haft des Schauspielers Camillo Kühles)
Als die Planung des Russlandfeldzugs begann, fiel dem OKW auf, dass wegen der Weite des russischen Raums ein erheblicher Fehlbestand an ausgebildeten Soldaten vorhanden war. Das Oberkommando der Wehrmacht sah daher die Notwendigkeit, die vom Dienst ausgeschlossenen und womöglich inhaftierten Soldaten wieder zu aktivieren, wobei sie allerdings keine Gleichstellung mit normalen Soldaten herbeiführen wollte, sondern der Strafcharakter bestehen bleiben sollte.
Am 16.04.1942 wurde hierzu die sogenannte Bewährungsdivision 500 eingerichtet, in der diese Soldaten als ‚bedingt wehrwürdig' eingezogen und einer harten Ausbildung unterzogen wurden. Unter ihnen Soldaten, die in Militärgefängnissen und in Zuchthäusern einsaßen oder gar zum Tode verurteilt aber noch nicht hingerichtet worden waren. Die Bewährungssoldaten erhielten abgetragene Uniformen ohne Rang- und Hoheitsabzeichen und hatten keine Dienstgrade. Ihnen vorgesetzt waren normale Soldaten, die von regulären Wehrmachtseinheiten abgezogen worden waren. Sie wurden alltäglichen Demütigungen und Strafen ausgesetzt und bei kleinsten Vergehen drohte ihnen die Todesstrafe.
Ihre 'Bewährungsmöglichkeit' bestand darin, sich durch außergewöhnliche Tapferkeit oder große militärische Leistung auszuzeichnen. Damit konnten sie sich für die Rückkehr in die reguläre Truppe 'würdig' erweisen, was auch zur Folge hatte, dass ihre alte Strafe getilgt wurde. Ansonsten sah das Reglement vor, dass die Bewährungssoldaten, die ihren Einsatz überlebten, sich aber nicht bewährt hatten, ihre alte Strafe aus der Zeit vor ihrem Militäreinsatz im Bewährungsbataillon wieder antreten mussten.
Das Bewährungsbataillon 500 hatte bis zum Kriegsende rund 33.000 Mann, wovon rund 27.000 Bewährungssoldaten und 6.000 zu deren Überwachung und Führung abkommandierte normale Wehrmachtssoldaten waren. Bewährungssoldaten wurden an den Brennpunkten des Krieges und zur Partisanen- bekämpfung eingesetzt. Etwa 300 von ihnen wurden wegen Dienstvergehen hingerichtet. Es gibt aber auch Dokumente, die die Rehabilitierung von Bewährungssoldaten bezeugen.
Etwa 50 % der Strafsoldaten sind in den Kämpfen ums Leben gekommen. Die restlichen sind durch den Umstand, dass der Krieg verloren wurde, ihrer Rückführung in Strafanstalten entgangen.

b.) Die zweite Strafdivision war die Bewährungsdivision 999. Sie bestand aus Personen, die wegen früherer Straftaten oder wegen der Verbüßung einer Gefängnis- oder Zuchthausstrafe wehrunwürdig waren, ohne zuvor Soldaten gewesen zu sein. Sie erhielten vor ihrem Einsatz eine harte militärische Grundausbildung.

Der am 22. Juni 1941 begonnene Feldzug gegen Russland, den Hitler als ‚Blitzkrieg' geplant hatte, kam nach wenigen Monaten zum Stillstand. Die 6. deutsche Armee wurde in Stalingrad eingeschlossen. Zugleich musste sich das bisher siegreiche-Afrikakorps zurückziehen.
Das Oberkommando der Wehrmacht beschloss daher, nun auch ‚Kriminelle' zum Wehrdienst einzuziehen.
Als ‚Zuchthäusler' hatten sie ihre bürgerlichen Ehrenrechte verloren und ‚waren daher nicht wehrwürdig'.
Betroffen waren hier Personen, die wegen ‚staatsfeindlichen Handlungen', politischer Opposition, wegen Mordes, wegen mehrfachen Diebstahls, Schwarzschlachtens, wegen ‚Schiebereien', Hehlerei, wegen Rassenschande, Homosexualität oder als Zuhälter verurteilt waren.
Sofern sie nicht aus rassischen Gründen interniert waren, konnten ab 1943 auch Häftlinge aus den Konzentrationslagern beantragen, anstelle der Lagerhaft einer Strafkompanie zugeteilt zu werden.
Für Straftäter, die nicht zuvor der Wehrmacht angehört hatten, wurde die ‚Bewährungsdivision 999', besser bekannt als ‚Strafbataillon 999' aufgestellt.
70% dieser rund 27.000 Mann starken Division bestand aus ‚Kriminellen', wobei man die Personen herausrechnen muss, die wegen Handlungen, wie homosexueller Kontakte oder Rassenschande, verurteilt worden waren, die nach unserer heutigen Auffassung zur zulässigen freien Entfaltung gehören, bzw. die es heute nicht einmal mehr im Sprachgebrauch gibt.
30%, rund 8.000 Personen, waren Kommunisten und Sozialisten, die wegen politischer Opposition inhaftiert worden waren.
Ausgeschlossen von dem Einsatz waren politische Häftlinge, die wegen Hochverrats angeklagt oder verurteilt waren.

Schreiben des Reichsanwalts betreffs Feindbewährung
Schreiben des Reichsanwalts, Ablehnung
der 'Feindbewährung' wegen Verurteilung für Mitwirkung an Hochverrat

Als ersten Einsatz sollte das Strafbataillon 999 das Deutsche Afrika-Korps verstärken. Als die Truppe nach einigen Zwischenstationen im Mai 1943 in Tunis angekommen war, hatte das Afrika-Korps unter Generalfeldmarschall Rommel gerade kapituliert.
Die 999er wurden daher nach Griechenland und dem Balkan, aber auch an die Ostfront verbracht und dort überwiegend zum Partisanenkampf eingesetzt. Ein großer Teil der ehemals politischen Häftlinge beging Sabotageakte, desertierte und lief zu den Partisanen oder zur ‚Roten Armee' über, weshalb nach und nach die ehemals politischen Häftlinge wieder aussortiert und in das Konzentrationslager Dachau verbracht wurden.
Am 18. September 1944 wurde die Truppe wegen ‚Unzuverlässigkeit' nicht weiter unterstützt oder aufgefrischt, sodass ihre Bedeutung immer mehr zurückging. Am 1. Mai 1945 bestand ‚das Bataillon' nur noch aus 5 Mann.
Auch im Strafbataillon 999 wurde jedes Vergehen direkt mit der Todesstrafe geahndet.

Soldbuch Strafbataillon 999 - Titel Soldbuch Strafbataillon 999 - 1. Seite
Soldbuch Strafbataillon 999 - 2.Seite Soldbuch Strafbataillon 999 - 4. Seite
Soldbuch eines Soldaten der Strafdivision 999, 4. Festungs Infantrie Bataillon. XIII
Dieses Bataillonwurde in Griechenland und Kroatien eingesetzt.
Wie man im Soldbuch findet, wurde es zumindest teilweise mit Beutewaffen ausgerüstet. So war dieser Soldat mit einem englischen Gewehr samt Bajonett ausgerüstet, also einem Enfield MK3 Gewehr.


Koppelschloss der Wehrmacht, entnazifiziertKoppelschloss Strafbataillon
normales Wehrmachtskoppelschloss,
Koppelschloss des Strafbataillons
(Herstellung 1943)
Filmprogramm Strafbataillon 999Programmzettel der Nachkriegs-
verfilmung des Konsalik-Romans
‚Strafbataillon 999', 1960


c.) Die Wlassow Armee POA (ROA)

1917 hatten die Sowjets in einem Bürgerkrieg den Zaren entmachtet und ein kommunistisches System erzwungen. Ein durchaus großer Teil der russischen Bevölkerung stand ihrem kommunistischen System ablehnend gegenüber, besaß aber nicht die militärische Stärke, um das kommunistische System wieder zu beseitigen. Eine solche Strömung bestand auch innerhalb der von den deutschen gefangenen Sowjetsoldaten.
Nach der NS-Ideologie handelte es sich bei den Sowjetbürgern um 'Untermenschen', deren Ausrottung vorgesehen war. Alleine der Mangel an Soldaten, bewog das Oberkommando der Wehrmacht, auch ehemals sowjetische Soldaten mit in den Kampf gegen die Sowjetunion einzusetzen.
Am 27. Dezember 1942 bot der kriegsgefangene sowjetische General Andrej Wlassow an, aus sowjetischen Kriegsgefangenen eine Freiwilligenarmee aufzustellen, die auf deutscher Seite gegen die Sowjetunion kämpft.
Nun könnte man diese Soldaten als eine Freiwilligendivision einstufen, so wie die norwegischen, holländischen, belgischen, ukrainischen, kroatischen etc. Verbände innerhalb der Wehrmacht. Der Unterschied ist allerdings, dass sich die betroffenen Bürger der aufgezählten Staaten tatsächlich freiwillig zum Kriegsdienst in der Wehrmacht gemeldet hatten, oft aus dem Zivilistenstatus.
In diesem Falle handelte es sich jedoch um Sowjetsoldaten, die unter lebenswidrigen Bedingungen in Konzentrationslagern oder konzentrationslagerähnlichen Gefangenenlagern inhaftiert waren und bei völliger Unterernährung schwerste Arbeit verrichten mussten. An denen Menschenversuche durchgeführt wurden.
Unter den bereits menschenverachtenden Lebensbedingungen innerhalb der Konzentrationslager, standen sowjetische Gefangene am unteren Ende der Hirarchie. Etwa 3,5 Millionen von ihnen verhungerten und erfroren in deutschen Konzentrationslagern oder wurden dort ermordet.
Man kann daher kaum von Freiwilligkeit reden, wenn sich ein Teil dieser Häftlinge zur Wlassow Armee meldete, um so der Hölle der Konzentrationslager zu entkommen.
Ihr tatsächlicher Status war daher der der Soldaten der Bewährungsbataillone, auch, wenn sie offiziell den anderen Freiwilligentruppen gleichgestellt waren.
Bis Ende 1944 stellte General Wlassow 113 ROA Bataillone mit insgesamt 100.000 ‚russischen Freiwilligen' auf, die unter dem Kommando der Wehrmacht kämpften.
Was mit diesen Soldaten geschehen sollte, falls der Krieg gewonnen würde, ist nicht bekannt. Prinzipiell galten sie ja rassisch als 'zur Vernichtung vorgesehene Untermenschen', woran ja auch ihr Kampfeinsatz für Deutschland nichts änderte.
Da die nach 'Ausrottung der Polen und Russen' zur Besiedelung des osteuropäischen Raums vorgesehenen Arier mengenmäßig gar nicht vorhanden waren, sollten nicht kommunistisch geprägte Ostvölker ja diesen Raum vorübergehend so lange pflegen und bearbeiten, bis genügend arischer Nachwuchs vorhanden war. Wahrscheinlich waren für diese 'Siedlungspolitik' dann auch die Soldaten der Wlassow Armee und ihre Familien vorgesehen.
Zwei Tage vor Kriegsende, am 6. Mai 1945, wechselte die ROA (russkaja oswoboditetnaja arminja) die Seite und kämpfte während des Prager Aufstandes gegen Deutschland. Nach dem Krieg ließ Stalin die Generäle der Wlassow-Armee hinrichten und ihre Untergebenen in Straflager internieren.

Abzeichen POA für Drillichanzug
Ärmelabzeichen der ‚POA'
hier von weißem Drillichanzug
(der Laut 'R' wird im Russischen als 'P' geschrieben)

Die Bewährungsdivisionen der Wehrmacht waren daher nur teilweise Sammelbecken von Kriminellen im heutigen Sinne. Sie waren aber auch eine der wenigen Möglichkeiten für Konzentrationslagerhäftlinge, der Lagerhaft zu entkommen. Im Bewährungsbataillon 999 waren rund 30% der Soldaten ehemalige Konzentrationslagerhäftlinge. In der Wlassow-Armee war der Prozentsatz noch deutlich höher.

d.) SS Sturmdivision Dirlewanger

Auch die Waffen-SS hatte eine Division aus ehemaligen Konzentrationslagerhäftlingen.
Heinrich Himmler hatte den Einfall, dass Jäger, die ihre Beute getarnt und nachts unter ungünstigen Bedingungen schossen, alle Voraussetzungen boten, die an Scharfschützen gestellt wurden.
Original Ausrüstungsstücke eines Scharfschützen der Wehrmacht. () für den Partisanenkampf.
Er griff die bereits jahrhundert-alte Idee von Jäger-Kompanien auf, also Kompanien, zusammengestellt aus Berufsjägern, die jahrelange Übung im Präzissionsschießen hatten und mit Zielfernrohrgewehren umgehen konnten.
Neu war nur, die Jäger nicht aus der kämpfenden Truppe zusammenzusuchen, wo diese dann wiederum Lücken hinterlassen hätten, sondern aus zu Zuchthausstrafen verurteilten Wilderen zu rekrutieren!
Darunter sogar Wilderer, die bei oder vor ihrer Verhaftung Förster oder andere Amtsträger getötet hatten und die rechtskräftig zu Tode verurteilt worden waren.
Mitglieder dieser Truppe wurden daher vielfach Zuchthäusler, die durch die Schwere ihrer Straftaten bereits eine gewisse Skrupellosigkeit und Unmenschlichkeit bewiesen hatten.
Himmler ließ alle Wilddiebe im Konzentrationslager Sachsenhausen zusammenführen und unterstellte sie dem Offizier der Waffen-SS Oskar Dirlewanger, einem pädophilen, wegen Vergewaltigung und Unterschlagung vorbestraften 1. Weltkriegs Veteranen und Doktor der Staatswissenschaft.
Als ‚Wilddiebkommando Oranienburg' war seine Einheit ab Mitte 1940 zunächst zur Bewachung von Judenlagern in Polen eingesetzt.
Zum Zeitpunkt des Russlandfeldzugs im Juni 1941 war diese Truppe rund 250 Mann stark. Ihre neue Aufgabe sollte die Partisanenbekämpfung während des Ostkriegs sein. Dazu reichte allerdings die Mannschaftsstärke nicht aus, weshalb man sie mit 1200 Kriminellen aus den Konzentrationslagern, 200 verurteilten SS-Männern und rund 500 hilfswilligen sowjetischen Häftlingen ergänzte.
Bereits bei ihren ersten Kampfeinsätzen ging das SodKdo Dirlewanger so rücksichtslos und verbrecherisch vor, dass 1942 selbst die Waffen-SS offiziell protestierte, als man die Sturmbrigade Dirlewanger als SS-SdoKdo 'D' in den SS Verband einreihen wollte. Man sprach der Brigade Dirlewanger, die zu diesem Zeitpunkt um 700 Mann stark war, jeden wehrtechnischen Status ab.
Nach und nach wurde diese Truppe durch russische und ukrainische Überläufer und Freiwillige ergänzt. Ab 1943 wurden in den besetzten Ländern und im Deutschen Reich aufgegriffene wehrfähige 'Drückeberger', 'Assoziale' und Zuchthäusler, anstatt sie wie ansonsten vorgesehen in Konzentrationslager zu verbringen, direkt zwangsweise zwecks 'Feindbewährung' in das SS-Kommando Dirlewanger überstellt.
Waren anfangs 'politische Straftäter' ausdrücklich ausgenommen, so wurden solche ab 1944 ebenfalls teilweise erfasst und ausgebildet, kamen aber wegen ihrer politischen Unzuverlässigkeit nicht zum Einsatz.
Das ist durchaus nachvollziehbar, denn es hätte unter Umständen bedeutet, den Widerstand gegen Hitler auch noch selbst zu bewaffnen. Das Attentat auf Hitler am 20. Juni 1944 hatte hier wohl zu einem Umdenken geführt.
Ab 1944 operierte die nun als SS-Sturmdivision Dirlewanger umbenannte Truppe im Rückzugsgebiet der Wehrmacht.
Ihre Aufgabe war es, die dortige Zivilbevölkerung zu vernichten, um der Wehrmacht den Rücken frei zu halten. Alle männlichen Jugendlichen und alle Männer galten als potentieller Partisanen und wurden ohne Unterschied umgebracht.
Unter der Bezeichnung ‚Bandenkampf' ermordeten die Soldaten der Division Dirlewanger rund 30.000 Bauern und Juden, brandschatzten deren Ortschaften und verschleppten die Frauen und Mädchen zur Zwangsarbeit nach Deutschland.
Die SS-Sturmdivision Dirlewanger wurde anschließend zur Niederschlagung des Warschauer Aufstandes eingesetzt, wo sie durch extreme Grausamkeit, Exzesse, Vergewaltigungen, Folterungen und Plünderungen auffiel.
Bis April 1945 frischte Dirlewanger seine Division immer wieder mit Konzentrationslagerhäftlingen aus Sachsenhausen und Dachau auf, wobei zu Kriegsende immer mehr politische Häftlinge die Möglichkeit nutzten, sich freiwillig zu melden, um auf diesem Weg in die Freiheit zu gelangen. Sie desertierten anschließend bei der ersten sich bietenden Gelegenheit oder liefen zur Sowjetarmee über.
Jüdische Konzentrationslagerhäftlinge und ‚Zigeuner' hatten nicht die Möglichkeit, in eine Bewährungseinheit entlassen zu werden. An ‚ihren rassischen' Merkmalen konnte auch eine ‚Bewährung' nichts ändern.

©Horst Decker