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Brief von Ehefrau in Rüdersdorf (bei Berlin) an Luftwaffenleutnant bei der Segelfluggruppe Sbraslawitz bei Kuttenberg

Rüdersdorf, d. 3.1.1945


Mein über alles geliebtes gutes Spätzchen!
Hab recht herzlichen Dank für Deinen lieben
Brief vom 30.12. . Ich habe mich so gefreut
endlich etwas genaueres von Dir zu hören.
Jetzt bin ich ein bischen beruhigt. Du wirst
wohl jetzt lange keine Post von mir bekommen
haben, ich habe nämlich eine falsche Adresse
geschrieben. Ich habe es mit Roßweide ver-
wechselt, also das mir so etwas passieren
konnte. Und nun werde ich also den Brief zu-
rück bekommen. Es ist zu dumm, aber ich
schicke ihn Dir dann gleich nach. Mach
Dir aber keine Sorgen um uns, es geht uns
gut. Und ich bin so glücklich mein Spätzchen
das Du Weihnachten bei mir warst. Wenn es auch
besser wäre wenn Du nicht gekommen wärst.
Du hättest dann keine Schwierigkeiten. Am
Sonntag werden wir wohl auch umräumen. Die
Ferien von Uschi sind verlängert wegen Schar-
lach. Also wenn Du das nächste Mahl kommst
können wir bestimmt schon im eigenen
Zimmer schlafen. Dann müssen wir uns

aber vorsehen und dürfen nicht so laut sein.
Du weißt doch, das Frl. Inge hört alles. Aber es
macht ja auch nichts, die Hauptsache wir sind
glücklich. Doch ich glaube jetzt müssen wir uns
ein bischen gedulden ehe wir uns wiedersehen.
Doch auch diese Zeit kommt wieder einmal und
dann ist es wieder so schön nicht wahr mein
Spätzchen? Es ist doch immer so schön. Doch
nun zu Deinen lieben Brief. Wie lange wirst Du
wohl nun dort bleiben? Wer weiß wozu es gut
ist das sich Deine Ausbildung verzögert. Es ist
ja alles nicht so schlimm mein Spatz. Denke
nur immer an Dein Pummelchen das Dich
sehr sehr lieb hat und Dich immer lieb be-
halten wird, was auch kommen mag das soll
Dich stark machen mein Spatz. Wenn weiter
nichts mit Dir geschieht außer der Strafver-
setzung dann geht es ja noch. Ich habe mir
alles viel schlimmer vorgestellt. Wenn der
Platz nun übergeben wird kommst Du also
wieder zurück nach Grottkau. Dann verzögert
sich ja Deine Ausbildung garnicht so lange.
Ich werde dann auch noch warten mit dem

Päckchen und werde es dann gleich nach Grottkau
schicken wenn Du wieder da bist. Die Leibbinde ist
leider noch nicht fertig, bist Du mir sehr böse?
Abr weißt Du, ich habe immer so viel anderes
zu tun das ich garnicht dazu komme. Doch ein-
mal wird auch sie fertig werden. Ja mein
Spatz, nun kannst Du Dich einmal richtig er-
holen, nutze die Zeit aus. Wenn Du dort noch
etwas kaufen kannst mein Spatz dann kaufe
Wolle. Die kann ich immer gebrauchen, nach-
her für unseren Jungen. Und wenn Du bekommst
dann kaufe doch für Vroni eine schöne Strick-
jacke oder auch Wolle dazu. Weiter habe ich
keine Wünsche mein Spätzchen, ach doch,
Briefpapier. Wenn Du etwas bekommst kaufe
es auch. Du weißt ja, daran kann man nie
genug haben. Ach ja Spätzchen, wie gerne möchte
ich bei Dir sein, ich habe schon wieder solche
Sehnsucht. Ja mein Spatz, bei mir ist nun
alles wieder in Ordnung, ich habe auch keine
Schmerzen mehr. Doch das nächste Mal sind
wir vorsichtiger. Aber so ist es wenn man nicht
genug kriegen kann nicht wahr mein Spatz?
Die Zeitung habe ich noch nicht bestellt aber

ich werde bei Gelegenheit mal hingehen. Ich
glaube Dir das Du furchtbar müde warst als
Du da angekommen bist, aber nun kannst
Du Dich ja richtig ausschlafen. Ich werde heute
auch früher schlafen gehen ich bin sehr er-
kältet. Das ist sicher vom Luftschutzkeller,
wir hatten schon ein paar Abende hinter-
einander Alarm. Gestern hat es ganz schön
gebumst. Ich glaube es war in Friedensdorf.
Ein Glück das im Luftzschutzkeller nichts
zu hören ist. - So mein geliebtes Spätzchen
für heute will ich schließen. Ich freue mich
schon wieder auf Deine nächste Post. Nimm
nun recht herzliche Grüße und viele
tausend Küsschen von Deinem glücklichen

Pummelchen und Klein Hartmut.

Der Kleine ist si süß, ich könnte ihn
totdrücken. Schade das Du so wenig von
ihm hast.

© Horst Decker


     


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