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Brief von Ehefrau in Werneuchen an Luftwaffenleutnant in Flugzeugführerschule Grottkau

Werneuchen, d. 16.X.1944

Mein liebes gutes Spätzchen!
Hab vielen herzlichen Dank für Deinen lieben Brief
vom 13. . - Ja Spätzchen, unser Junge ist sehr verwöhnt
das kann man wohl sagen. Aber ich allein habe ihn
nicht verwöhnt, sondern die andern auch. Aber ein
Muttersöhnchen wird es ganz bestimmt nicht und
soll es auch nicht werden. Wenn er groß ist dann
wird`s schon anders. Heute hat er wieder einen tiefen
Teller voll Brei gegessen. Aber nein, dazu ist er
nicht mehr zu jung. Er bekommt jetzt bald Zwieback
und mit 5 Monaten bekommt er ja schon Gemüse.-
Ja, das Paket habe ich bekommen, aber wenn Du
mir noch einmal Deinen Zucker schickst bin ich Dir
sehr böse. Doch, ich habe jetzt fünf Strampelhöschen
und eins will ich mir noch kaufen. Von Gudrun
sind keine dabei. Ja Spatz, das glaube ich das Du
große Sehnsucht nach Deinem Jungen hast, aber
einmal wirst Du ja doch kommen. Ich möchte ja
so gerne ein paar Tage zu Dir kommen aber ich
weiß nicht, Hildchen will ja Hartmut so lange
zu sich nehmen. Doch es ist ja auch nicht schön
mit dem Alarm immerzu.- Was, bis Frühjahr
1946 soll der Krieg noch dauern? Das wäre ja

furchtbar. Aber wenn erst der Krieg bald aus ist
dann haben wir auch ein eigenes Heim, das glaube
ich auch. Darauf freue ich mich schon so sehr. Ich hab
Dich doch so lieb mein Spätzchen, so unendlich lieb.
Wenn Du doch nur eine Stunde bei mir sein könntest.
Aber einmal kommt auch der Tag. - Das ist ja toll mit
den Wanzen da bei Euch. Wo kommen die denn auf
einmal her.- Was hast Du denn für Pickel? Was
sagt der Arzt dazu. - So mein Spätzchen, jetzt will
ich noch ein paar Strümpfe stopfen und dann gehts
ins Bett. Ich bin sooo müde. Du schläfts jetzt sicher
schon. Nimm nun viele herzlichen Grüße und
Küsse von Deinem glücklichen
Pummelchen und Klein-Hartmut.

© Horst Decker


     


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