profilm.de Zeitzeugenberichte

Brief des Soldaten Paul Schwedat

O.U. den 18.5.41
        Lieber Bruder und Schwägerin!
Habe Euer liebes Päckchen
am 22.4. ganz erhalten. Das mir
der Kuchen gut geschmeckt hat, ist
selbstverständlich. Wo man doch
hier doch überhaupt hier von
Kuchen garnicht sprechen kann.
Ich habe mir heute etwas gekauft,
wobei mir der Appetit bald vergan-
gen ist. Wozu man noch pro Stück 0,45 Pf.
zahlt. Dazu man ihn noch von Juden
kaufen muss, um überhaupt etwas
zu bekommen. Also kurz und gut
meinen allerbesten Dank für all die
schmackhaften Sachen.
        Mir geht es noch immer gut.
Leider bin ich immer noch in Polen,
und blase Trübsal. Um aber dem
sturen Leben ein Ende zu machen, und
all der großen Ungerechtigkeit aus
dem Auge zu bekommen, habe ich mich
zu einer vorderen um meine
Versetzung gebeten. Bin jetzt bei der
Aufklärungsabteilung als Melder. Bin
bis jetzt nur noch kommandiert, hoffe
das die endgültige Versetzung bald folgt.
Meine Feldpostnummer ist jetzt 37866.
Was uns nun in dieser gespannten
Lage bevorsteht, wissen wir nicht.
Das Wetter ist immer noch recht kalt.
Heute waren wir zur Kirche. Von den
Eltern habe ich schon lange nichts ge-
hört. Martha ist ja schon wieder
zu Hause. Soll aber operiert worden
sein. Ella ist doch bei Lottchen. Ernst
auf Insel Hela. An Fritz habe ich
gestern geschrieben. Sonst nichts
Neues.
        Was Ihr Euch soviel Sorgen
macht, nur die hier ist unnötig.
Kosten tun si pro Stück 10 Pf.
Die Hauptsache bei uns ist, das Ihr sie
habt, und der Krieg bald aus

ist, oder er seinen Anfang zum Ende
nimmt.

        Nun seid vielmals gegrüßt
                von Eurem Bruder u. Schwager
                Paul.

(Anm: zur besseren Lesbarkeit wurden viele Kommas ergänzt und die 'Groß-und Kleinschreibung' verbessert. Fehler, die die Lesbarkeit nicht beeinträchtigen, wurde belassen, da sie den Inhalt ergänzen.)

© Horst Decker

die Auflistung erfolgt in zeitlichen Abständen