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Brief des Soldaten P. Taprogge von der Ostfront, wahrscheinlich hat er Russland bereits in Richtung Westen verlassen

                     Osten, 18.02.42

          Meine Lieben!
      heute habe ich einen Brief von Euch bekommen.
Er war vom 1.2., das erste Mal einigermaßen
schnell. Ich sehe jetzt einmal, wie es mit
meiner Post aussieht. Anscheinend bekommt
Ihr ja noch weniger wie ich. Doch das schönste,
4 Pakete sind auch angekommen. Herzlich
danke ich dafür, wie ich mich gefreut habe,
brauch ich wohl nicht zu sagen. Ich habe nun
im ganzen 8 Pakete bekommen, 4 Weihnachts-
pakete von Euch sind nun hier, viel wird
also nicht mehr fehlen. Ihr braucht Euch
nun den Kopf nicht mehr zerbrechen, so lang=
sam wird es nun doch. Es kam doch alles
von dem Transport und weil wir nun
keine feste Adresse mehr haben. Nun genug
davon, sonst ist der Brief gleich voll. Hier
ist jetzt nicht mehr so kalt wie es im
Anfang war. Nun wird es wohl bald etwas
werden mit unserer Weiterreise. Mir
geht es augenblicklich gut, sogar sehr
gut, denn ich bin für ein paar Tage dienst=
untauglich. Es war ein kleiner Unfall im
dunkeln. Das Unterlied vom rechten Auge
habe ich mir angestoßen. Schwein habe
ich ja sehr gehabt, aber Onkel Doktor hat
es mir schon wieder zusammengeflickt.
Und habe nun doch wenigstens dienstfrei.

Ich bin hier im Lazarett gewesen und trage
nun schon 8 Tage eine Binde. Jetzt beim Schreiben
habe ich sie abgenommen, es geht schon wieder. Frei=
tag muß ich noch einmal zum Arzt, dann bin
ich wieder hergestellt. Was ich dort aber im
Lazarett gesehen habe, erzähle ich Euch münd=
lich, es war das erstemal, daß ich Angst
vor Krieg bekommen habe. Wie wenig können
wir doch erzählen, denen gegenüber. Hoffent=
lich verschlägt uns der Wind nicht noch ein=
mal nach Rußland. Ich lese immer, Mutter,
du machts Dir Sorgen um mich, das darfst
du um Gottes Willen niemals, denn ich schlage
mich hier schon durch. Ich habe doch vom Krieg noch
nie etwas gespürt. Wir springen hier nur in
der Gegend rum und freuen uns auf die Fahrt
nach Euch. Von August habe ich auch einen Brief
bekommen, auch einen Drohbrief, weil ich wenig
schrieb. Dann ist mir immer komisch zu mute,
weil ich doch der Schuldige sein soll. Ich war platt
über seinen neuen Urlaub, er hat es doch gut
hinternander. Bald kommt für mich ja auch die
Zeit. Mit dem Gedanken gehe ich jeden Abend
ins Bett und einmal wird es wahr. Heute
haben wir uns ein Radio zusammen gebastelt
nun ist es gemütlch bei uns, Ich will nun
schließen und freue mich weiterhin auf ein
baldiges Wiedersehen. Herzliche Grüße an alle,
Mia, Onkel Aloys besonders aber Ihr von
                      von Eurem Paul.


© Horst Decker


     


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