2 Feldpostbriefe eines deutschen Soldaten von den Endkämpfen in Danzig März 1945


O.U. 6.3.1945


Meine liebe Edith!

    Vor allem recht herzliche Grüße von Deinem
Baldi. Hoffentlich erreichen Dich meine Briefe
auch, viel verspreche ich mir zwar nicht. Denn wie
Du aus den letzten Wehrmachtsberichten entneh-
men kannst, sind wir so gut wie gänzlich vom
Reich abgeschnitten. Der Russe steht ja schon
dicht vor Kolberg und wir befinden uns in dem
restlichen Zipfel von Pommern, cirka 50km
westlich von Danzig. Aber trotzdem werden wir
nicht kleinmütig und hoffen immer auf eine
baldige günstige Wendung der Kriegslage.
Vorläufig geht der Dienst bei uns ganz normal
weiter, wenn es notwendig sein sollte werden wir
auch als Infantristen unseren Mann stellen und
den Russen auf seinem weiteren Vormasch so

(Seitenwechsel)

lange als möglich aufzuhalten.
   Sonst geht es mir eigentlich ganz gut, wenn mir
nicht die Sehnsucht nach Dir und die Sorge um
Euch so groß wäre. Nun habe ich schon wieder so
lange keine Post von Dir. Dein letzter Brief ist vom
20.-25.2.. Doch hoffe ich morgen Post zu bekommen
da wieder ein Fahrzeug seit heute unterwegs ist
und auch zum Feldpostamt fahren und Post mitbrin-
gen soll.
   Dieser Brief geht morgen früh mit nach Danzig,
hoffe, daß er auch mit fortgeht.
   Nun weiß ich nicht mehr, was ich schreiben soll.
Daß ich Dich sehr lieb habe und immer an Dich denke
weißt Du ja, gelt?
    Alles Gute und viele liebe Grüße

und einen recht herzlichen Kuß
    von Deinem
            Baldi




O.U. 19.3.1945


Meine liebe Edith!

    Vor allem recht viele liebe Grüße von
Deinem Baldi. Ich bin nun schon fast
verzweifelt, da ich Keine Post von Dir be-
komme. Hoffentlich hast wenigstens Du
meine Post erhalten, denn einige male konn-
te ich ja schon Post mit dem Kurierflug-
zeug mitgeben. Ansonsten sind wir ja so
ziemlich von der Außenwelt abgeschnitten,
bis auf den Seeweg, der ja nicht gerade
zuverlässig ist. Sonst geht es mir soweit noch
ganz gut und wir hoffen alle ganz zuversicht-
lich, daß wir uns hier in D. gegen alle
Versuche der Sowjets uns auszuräuchern, be-
haupten werden. Das eine steht aber auch fest,
falls es doch anders kommen sollte, daß wir

(Seitenwechsel)

uns bis zur letzten Patrone wehren werden.
Leicht würde es der Iwan nicht haben.
Aber so weit ist es noch gar nicht und ich
habe das beste Vertrauen, daß bald eine
günstigere Wendung in der Kriegslage für
uns eintreten wird.
   Im Übrigen geht es mir noch ganz gut
und warte mit Sehnsucht auf baldige Post
von Dir, liebe Edith. Die Hoffnung gebe ich
ja noch nicht auf, es muß doch bald wie-
der einmal ein Brief von Dir eintreffen.
Jetzt sind es schon über 4 Wochen seit
ich keine Post mehr von Dir habe.
    Liebe Edith, meine Gedanken sind immer
bei Dir und Gudrun und goffe auf ein
recht baldiges, glückliches Wiedersehen.
   Nochmals viele liebe Grüße und

und einen lieben Kuß
    von Deinem
            Baldi


  Herzliche Grüße auch an Papa und Mama sowie Miedi!



© Horst Decker