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Brief eines Luftwaffensoldaten an ein ihm unbekanntes
berliner Fräulein


                14. Januar 1943
Liebe Klärli
        Für Deine Zeilen vom 31. Dez.
habe vielen Dank. Wie ich aus
Deinem Brief ersehe, so bist Du wohl
ziemlich nüchtern in's neue Jahr
gegangen. Bei mir ist es ja nun
nicht der Fall gewesen, aber was hat
man auch hier sonst. Ich habe es
ja im Urlaub selbst erfahren, daß es
in Berlin mit Alkohol schlecht aussieht.
Aber die Geburtstagsfeiern, drei an der
Zahl, die ich im Urlaub mitgemacht
habe, waren nicht ganz ohne. Ich muß
immer daran denken, wie fürstlich
ich im Urlaub gelebt habe, meine Mutter
hat sich auch die größte Mühe gegeben.
Eine große Freude war für mich, daß
ich meinen besten Schulfreund getroffen
habe, seit langer Zeit mal wieder.
Wenn ich auch viel mit der Bahn um-

hergefahren bin, so macht das durch-
aus nichts, reise ich doch gerne.
Mit meiner Kusine und deren Freun-
din habe ich auch lustige Stunden
verlebt. Schulfreundinnen habe ich
getroffen, im Café über dies und das
geplaudert. Du weißt ja wie das so ist.
Zu allem Unglück oder Glück habe
ich mich noch in ein Mädel verliebt.
Wenn es schön wird, dann muß man
sich trennen, so ist es meistens. Nun
sitze ich wieder hier und alles ist so
wie es vorher war. Was uns dieses
Jahr noch bringen wird, wissen wir
allerdings nicht, wir lassen uns
überraschen. Mit dem Winter können
wir in diesem Jahr zufrieden sein.
Ich will ihn aber nicht zu früh loben.
Für heute nun wieder Schluß und
herzliche Grüße,
                      Ulli




     


© Horst Decker