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Brief von der slowakisch-ungarischen Grenze bei Sered an Ehefrau in Frankfurt/Main, 9. November 1944

Die Truppe, der Dr. Schneider angehört, hat sich wegen den anrückenden englischen Truppen aus der französischen Somme-Region zurückgezogen und ist nun in der Grenzregion Slowakei-Ungarn stationiert.
Während Dr. Schneider einer erneuten Rückzugs-Verlegung nach Ungarn entgegen sieht, schickt er überflüssige Kleidungsstücke nach Hause.


O.U. d. 9. XI.44

Meine liebe gute Frau!
Ein Lumpenpaket!
Und dennoch ist vielleicht etwas Brauchbares
darin.
1. Die Filz-Ausgehschuhe sind für
    Mutti gedacht. Vielleicht kann ich ihr
    damit helfen. Für andere Schuhe haben
    meine Kronen-Ersparnisse noch nicht gelangt.
2. Darin die Kinderschuhe sind halt reich-
    -lich groß, aber erst für 1-jährige gedacht.
    Bei der Frage der Verkäuferin, ob das Kind
    klein oder kräftig und groß sei, habe ich näm-
    -lich letzteres behauptet.
3. u.s.w. Alles andere ist ja wohl klar, nur eins
    muß noch besonders erwähnt werden. Es sind die
    kleinen Birnen. Sie sind für unsern Radioapparat
    als Beleuchtungsbirnen für die Skala.
Die Unterhosen d.h. das, was im Karton liegt, habe ich
hier als überflüssig empfunden u. daher nach Hause geschickt.
Mit den Hemden, die ich normalerweise weggeworfen hätte,
kannst Du vielleicht noch etwas anfangen. Ob es stimmt,
weiß ich nicht. Wenn nicht, schreib mir das nur mal,
denn damit will ich Dich wahrhaftig nicht belästigen.
So, und nun wünsche ich guten Empfang und
bin mit innigen Küssen und recht herzlichen Grüssen
auch an die Eltern,
          Dein Wolf

© Horst Decker





     




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