profilm.de Zeitzeugenberichte Lager Pouxeux

Brief aus dem französischen Gefangenenlager Thorée Les Pins (Sarthe) Frankreich (an der Loir zwischen La Fléche und Le Lude, ca. 200km südwestlich von Paris),
geschrieben am 28.06. 1947 an Ehefrau in Frankfurt/Main




28.6. Meine Lieben! Wie gewöhnlich ist heute der Tag, an
dem die Post der Woche bestätigt wird, Briefe von
Mutsch vom 14. u. 15., von Vater vom 16., sowie das
Kuchenpäckchen von Mutsch mit einem Stück
Honigkuchen und einigen Zwiebäcken. Für alles
meinen herzlichen Dank. An Päckchen stehen
noch aus #34 u. 36. Obst u. Gemüse erhalten wir
genug, im Kasernengarten stehen die Kirschbäume,
niemand kümmert sich darum, so taten wir
es und ernteten ohne zu sähen; auch Salat gibt
es fast alle Tage, wenn auch nur einige Blätt-
chen doch auf die Dauern genug. Ich habe gute
Verbindung mit der Küche, schwimme fast
im Fett, muß viel Brot essen, sonst wird es trocken.
Kommt zu mir, ich habe überviel und kann
noch einige Seelen miternähren. - Hella hat
einen Freund, ja aus Kindern werden Leute, ich
zähle auch schon 27 Lenze. - Gestern erhielt
ich aus Throée Nachricht, daß verschiedene
Kameraden von Epinal entlassen sind, alle
mit 14 Monate Deminage. Ich hoffe also
stark, Sept. daran zu sein. Heute habe
ich mich fotograf. lassen. Hoffentlich gut.
Herzl. Grüsse und viele Küsse Euer Kurt und Papi!

anm.Deminage = Minenräumdienst, der durchaus lebensgefährlich war. Die Kriegsgefangenen erhielten lanzenförmige Holzstäbe, die vorne eine lange Metallspitze hatten. Diese Spitze stießen sie Zentimeter um Zentimeter vor sich schräg in den Boden. Trafen sie auf Widerstand, so wurde die Stelle vorsichtig mit der Hand oder einem kleinen Spaten freigelegt. Gefährlich waren bei dieser Methode vor allem Schützenminen, auf die bereits jemand getreten war ohne sie auszulösen. Die kleinste Bewegung konnte ausreichen, den Sicherungssplint völlig zu ziehen und damit den Zünder auszulösen. In seinem Schreiben vom 2. November 1946 beschreibt André bezüglich des Minenräumeinsatzes, dass sie häufig an Gräbern von Kameraden standen.

© Horst Decker


   


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