profilm.de Zeitzeugenberichte Lager Pouxeux

Brief aus dem französischen Kriegsgefangenenlager Pouxeux (Vogesen) bei Epinal/Frankreich, geschrieben am 26. Juli 1946 an Ehefrau in Frankfurt/Main

Ihr Lieben! Heute am 26.7. habe ich große Freude erfahren, denn
schon seit 8 Tagen erhalte ich jeden Tag Post, heute sogar Vaters
Brief mit einem Bild von Volker und Deinen mit dem Hochzeitsbild und
dem kleinen; so habe ich Euch nun alle bei mir und wenn es auch
nur bildlich ist, anders kann es ja noch nicht sein. Die sämt-
lichen angekündigten Briefe sind alle angekommen, ausser
den Päckchen, die aber nächste Woche da sein werden. Ihr könnt
ruhig lange Briefe schreiben, man erhält hier manchmal bis
6 Seiten. Die Briefe richte ich im allgemeinen an Euch alle, denn es
gibt wenig Formulare, um jedem einzelnen zu antworten; die
Post kommt regelmäßig an. Vaters Briefe vom 16., 23./6., 7.7., 14.7.
und Hannis 9., 15., 25., 28.,/6., 6., 10.7.. Die Ernährungslage ist ziemlich
knapp, doch kann man wenig daran machen. Wir sammeln
viel Obst im Walde. Wann ist denn Onkel Ede gekommen und
wie geht es in seinem Beruf? Der Zusatz wird Vater sehr gut tun,
denn Amis speisen besonders gut! Vom Hänig?? las ich in
der Zeitung, ziemliches Unglück. Ich freue mich, daß es Opa bald
wieder besser geht, weiterhin alles Gute! Die Entlassung liegt noch etwas
ab, mir geht es genau wie Euch! Was macht eigentlich mein Rad
und meine Bastelsachen? Auf das Geschenk für meinen Geburtstag
bin ich gespannt, der Tag war mir kein Freudenfest. Für Eure Glück-
wünsche herzlichen Dank. Was ist denn mit Deinem Hals los, mache
mir keine Sorgen; berichte bitte einmal? Herzliche Grüsse und
liebe Küsse Euer Papi. nächste Woche kann ich hoff. mehr berichten.

© Horst Decker


   


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