profilm.de Zeitzeugenberichte Lager Pouxeux

Brief aus dem französischen Gefangenenlager Pouxeux bei Epinal/Frankreich,
geschrieben am 09. 02.1947 an Ehefrau in Frankfurt/Main

9.2. Ihr Lieben! Mit dem heutigen Sonntag darf ich wieder
folgende lb. Briefe von Euch beantworten: Hannis 8.1. u.
26.1. und von Vater 26.1. u. 28.1. . In Vaters Brief vom 26.1. an-
gekündigte Päckchen traf ja schon am 4.2. ein, sowie
das Päckchen von Mutsch vom 8.1. steht noch aus,
sowie die elterliche Sendung vom 18.1. mit Weizen-
schrot usw. Ständig werden hier Päckchen ausgegeben,
so werden auch diese Nachzügler noch ankommen,
denn an eine gewissen Reihenfolge datumsgemäß
kann man sich hier nicht halten, da die
Sendungen in Deutschland an verschiedenen
Orten gesammelt werden und dann erst nach
hier kommen.- Tante Schwarz ist nun auch ver-
schieden. Ihr war es bestimmt wohl, denn wenn
man nur künstlich hochgehalten wird, dann
ist diese natürliche Lösung doch das beste.
Mit diesem Falle hast Du auch einmal unsere
weitverzweigte Verwandschaft kennengelern, für
ihre Grüsse danke ich herzlich, hoffentlich werden
die Wünsche bald wahr.- Tante Anna hat Volker-
lein sehr ins Herz geschlossen, doch wie sieht es
aus mit der Reise ins russische Gebiet, sind denn
die Grenzen offen? - Erikas Junge ist gestorben,
das ist ja furchtbar für die Angehörigen,

sicherlich schwer auch für Else. Ich glaube es ist
aber besser, wenn dieses Unglück in so jungen
Monaten geschieht, obwohl der Schmerz genau
so schwer ist wie später. - Die Note ist auch uns
bekannt, wir haben hier im Lager Zeitungen
und die deutschen Nachrichten dringen auch
bis zu uns. In Frankreich werde ich aber nicht
bleiben, denn bei Euch ist es doch besser. -
Heute war es nach einigen kalten Tagen mit
Schneefall und Nachtfrösten, sicherlich
die Ausläufer der geschilderten Kältewelle,
ein herrlicher Sonnenschein, sehr warm mit
einem gelinden Lüftchen, man meinte es sei
Mai, so wird auch hoffentlich die Kälte ge-
brochen sein und somit es wieder besser
für Euch. Wir haben hier, wie schon be-
richtet, eine schön warme Stube, wir bekommen
etwas Holz, Steinkohle und Koksgruß. Dieser
Gruß gibt eine gewaltige Hitze, der Ofen glüht
den ganzen Tag.- Mein liebes Volkerlein schreibt
mir auch sehr fleissig, hoffentlich kann
ich mich bald mit ihm selbst beschäftigen,
die wenigen Wochen werden auch bald vor-
über sein und dann ... . Herzl.Gr. u. lb. Küsse
Euer Kurt

© Horst Decker


   


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