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Brief aus dem französischen Gefangenenlager Thorée Les Pins (Sarthe) Frankreich (an der Loir zwischen La Fléche und Le Lude, ca. 200km südwestlich von Paris),
geschrieben am 8.06. 1947 an Ehefrau in Frankfurt/Main




8.6. Meine Lieben!   Wie üblich kann ich am heutigen
Sonntag wieder allerlei Briefe und Päckchen beantworten
und bedanke mich von Herzen, sind sie doch die einzige
Verbindung mit den Meinigen in der Heimat. Briefe von
Mutsch vom 21. u. 25.5., von Vater vom 15. u. 21.5., sowie die
Päckchen vom 6.5. mit Zwieback u. Löffel und das vom 10.5.
mit Erbsen. Die anderen Päckchen sind laufend bestätigt.
Die Einlage zu Vaters Brief vom 21.5. fehlt, wurde scheinbar
weggenommen, wir haben aber die Einstufungen amtl.-
seits hier und sind genaustens informiert. - Im Laufe
dieser Woche gab es pro Mann 1 amerikan. Hemd, Unter-
hose u. 1 P. Strümpfe, alles von guter Qualität, so daß
auch diese Sorge vorläufig vorrüber ist. Die Sporthose sendet
trotzdem, sie leistet mir gute Dienste. - Die Pfingstfeier-
tage hatten wir gut verbracht, wie jeder Tag gut vorübergeht.
Ich berichtete, daß die Pinselei für mich zu Ende ist,
und ich nun Schlosser bin und auch neuerdings die
elektr. Arbeiten übernommen habe. Ich weiß schon
meinen Nutzen zu ziehen! Angers liegt an der Loire; 150km
vom Ozean. - Ich freue mich, daß unser Volkerlein ein so
starkes Männlein ist und schon einen Stoß vertragen
kann, anders wie es üblich ist, gleich Tränen zu vergießen.
Hoffentlich heilt sein Fingerchen gut, denn die Kängeruhs
putzen keine Zähne, es gibt schnell Blutvergiftung.
Herzl. Grüsse u. Küsse Euer Kurt.

© Horst Decker


   


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