profilm.de Zeitzeugenberichte Lager Pouxeux

Brief aus dem französischen Gefangenenlager Pouxeux bei Epinal/Frankreich,
geschrieben am 06.02.1947 an Ehefrau in Frankfurt/Main

6.2. Ihr Lieben! Heute kann ich mich für folgende lb. Briefe
bedanken. Hanni 18. u. 19.1., den lieben Eltern vom 19.1. , ebenso
einige Päckchen deren Datum ich allerdings nicht feststellen
konnte, da die Sachen uns geöffnet, allerdings in
unserem Beisein, übergeben werden, Karton und Papier
sind schon entfernt. Die Sendung enthielt: Konfekt,
Gemüse (Gelberüben - Erbsen), Griesmehl, Büchsenmilch.
Der Zucker im Grieß war gut versteckt, denn Konserven
werden nicht geöffnet. Wir konnten hier Mais-
grieß kaufen, mit der Milch gab es einen
guten Brei, am Sonntag wird das andere gegessen.
Vater teilte mir im Briefe vom 19. mit, daß Weizen-
schrot und Suppenwürze geschickt werde, wie verhält
es sich damit? Mutsch kündigte ebenfalls ein
Päckchen an, ist dieses denn schon abgeschickt?
Über unser Fortkommen hört man nichts mehr,
alles ist eingeschlafen. Wir erwarten hier die Ent-
lassung die sicherlich bald beginnen will (März).
Über Hanisen denke ich folgendes: als Fachkraft
dort unterzukommen, vielleicht dann später
einmal den Sprung übers Meer nach England
zu wagen, in der Heimat ist doch vorerst nichts
los. Als Angehöriger der Muna hat die
Zonensache nichts zu bedeuten, man kan

sich ja in jede Zone entlassen lassen.-
Die Entschädigungssumme ist ja ein Spott, zu-
erst werden die Möbel beschlagnahmt, also ge-
stohlen und dann werden sie wieder verkauft.
Schlimm ist es, nichts kann gekauft werden
und die ganze Schwerindustrie wird abgebrochen,
womit soll denn das Land aufgebaut werden?
So ähnlich ist es auch hier, seit einigen Wochen
gibt es kein Salz mehr. Ihr könnt Euch denken
wie das Essen schmeckt.- Ihr berichtet, daß
Tante Schwag schwer darnieder liegt, kein Wunder,
das sie schon alles an Krankheiten litt, der
Körper ist verbraucht, dann ist es einmal vorbei
und es helfen keine Spritzen mehr. -
Lb. Volkerlein! Für Deine lb. Grüsse und Küsse
danke ich Dir herzlich, bald komme ich
heim und dann zeige ich Dir viele schöne
Sachen, Bootchen, Autos und Eisenbahnen,
im Sommer fahren wir dann mit dem
Rad spazieren, daß es eine Lust ist.-
Für heute sende ich Euch meine herzlichsten u.
liebsten Grüsse u. Küsse, auch die mir über-
sandten Grüsse der Verwandten. Bald wird es
Fühling, dann auch für uns Gefangene. Euer Kurt u. Papi!

© Horst Decker


   


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