profilm.de Zeitzeugenberichte Lager Pouxeux

Brief aus dem französischen Kriegsgefangenenlager Epinal (Vogesen - ist eine Adresse des Lagers Pouxeux), geschrieben am 2. November 1946 an Ehefrau in Frankfurt/Main

2.11. Ihr Lieben! Seit einigen Tagen befinde ich mich nun im
Stammlager und warte was es weiter gibt, hoffentlich bald
Abfahrt zum Uffz-Lager, das in der Nähe von Paris sein soll.
Mit der Magdeburger Sache ist nichts zu machen, aber nach
Erzählungen soll das andre genau so schnell gehen. Die
gefahrvolle Tätigkeit habe ich verlassen und bin in Ruhe,
wir konnten öfters Gräber besuchen. Ich habe nun sehr viele
Briefe zu beantworten und zwar von Dir mein Liebling vom
29.9.. 25.9., 6.10., 13.10., Eltern 29.9., 13.10., sie bringen viele Menschen-
schicksale, die die Zeit mit sich bringt. Volker macht
gewaltige Fortschritte, mit jedem Bericht macht er
mir mehr Freude, hoffentlich geht es ihm später
einmal besser als uns, doch nicht den Kopf hängen
lassen, sie fangen erst an zu leben. Deinen Geburtstag
scheinst Du recht gut verlebt zu haben, besser als der
meinige. Nach der Amnestie kann ich jetzt beruhigt sein,
man kann mir also nichts mehr anhaben. Mit dem
Wohnzimmer ist ja allerhand, sobald ich da bin, ist alles
voll, und jetzt will man Euch noch jemand hinein-
setzen. Ihr habt ja nun allerhand Bucheckern gesammelt,
so könnt Ihr Euch auf die Pfannekuchen freuen, ich
habe auch schon viele selbstgebackenen gegessen.
Die Ernährung ist gut, man brauch wenigstens nicht zu hungern.
Mit herzlichen Grüssen und Küssen verbleibe ich Euer Kurt u. Papi

© Horst Decker


   


ausgewählte Bücher zum Thema französische Kriegsgefangenschaft